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Auf ein Wort: Unsere Sternenkinder

Auf ein Wort : Unsere Sternenkinder

Pastoralreferent Quirin Sailer über die Eltern tot geborener Kinder — und wie es für sie weiter geht.

Sie haben sich entschlossen. Sie wollen eine Familie gründen. Und nun: Die Frau ist guter Hoffnung, sie erwartet ein Kind. Er ist ganz außer sich vor Freude. Das Paar überlegt, plant, organisiert. Alles ist in Ordnung und stimmig. Sie klagt ein wenig über Übelkeit. Aber das sei normal, sagen ihr andere Mütter.

Doch es gibt Schwierigkeiten. Die werdende Mutter kommt ins Krankenhaus. Der Vater wird auf der Arbeit angerufen und informiert. Er kommt in die Klinik. Plötzlich geht alles ganz schnell. Viel zu viel Nachrichten und Information. Sofort in den Kreißsaal. Ja, der Vater darf mit. Ja, er will bei seiner Frau sein. Ja, er spürt die Angst. Er kann in den Gesichtern lesen, auch wenn er nur deren Augen sieht. Seine Frau ist gefasst. Für die beiden eine Ewigkeit, für das Personal der Klinik eine Stunde.

Dann ist es geschehen. Das neue Leben erblickt die Welt. Doch ein Riss geht durch die Herzen der Eltern. Das neue Leben, das sie so sehnlichst erwartet haben, lebt nicht. Es ist kaum größer als die Hand des Vaters. Die beiden fassen nicht, was geschehen ist. Sie sind verstört und wirken verloren.

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Der Kreißsaal kennt diese Situationen. Kurz darauf ist eine Mitarbeiterin der Sternenkinder-Ambulanz da. Sie hat Zeit. Sie hört zu. Sie lässt die beiden mit ihrem Kind nicht allein. Sie hält die Wut und die Trauer der beiden aus. Langsam dringt das Erlebte in Verstand und Herzen der Eltern ein.

Sie sagen Ja. Ja, unser Kind soll gesegnet werden. Ja, wir wollen unser Sternenkind berühren und segnen. Ja, es soll würdig beerdigt werden. Ja, es ist gut, dass wir jetzt nicht allein gelassen werden. Sie werden begleitet. Sie treffen Eltern mit ähnlichem Schicksal und finden nach und nach etwas Ruhe und Trost. Eine Einladung zur Bestattung. Sie gehen hin, treffen Gleichgesinnte. Sie wissen: Es wird schwer.

Für ihr Sternenkind wird gebetet. Ein Vater singt am Sarg für sein und für alle Sternenkinder ein Lied. Es geht durch Mark und Bein. Jetzt wird der Sarg mit 130 Kindern der Erde übergeben. Die Kinder haben ein Grab. Die Eltern haben nun einen Ort der Erinnerung.

Trauernde wurden getröstet und Tote begraben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sternenkinder-Ambulanz üben Barmherzigkeit, schon lange Jahre, im Jahr der Barmherzigkeit und auch in Zukunft.