Nach Toreschluss: Im Weltcafé

Mittags überkommt einen ja schon mal gesegneter Appetit. Passend dazu sind wir diese Woche ins Weltcafé in der Elberfelder City-Kirche gegangen. Das ist die gastronomische Einrichtung am Kirchplatz, in der man im Namen des Herrn und eines neuen Caterers lecker essen kann.

Ein Halleluja verdient allein schon die freundliche Einrichtung mit rubinroten und lindgrünen Farbakzenten, zwischen denen stets gut besetzte Tische Platz finden. Einzig im imposanten Deckenleuchter ist ein Birnchen ausgefallen. Vielleicht kann man da mal ein ewiges Licht reinmachen, dann gibt es keine Probleme mehr.

Eigentlich wollten wir ein Abendmahl für vier Personen, aber es war ja erst 13 Uhr. Also gab es Tomatensuppe und Nudeln und ein "Geben ist seliger denn Nehmen"-Crêpe. Wir haben es so getauft, weil es mit Vanilleeis zwei Euro und mit Sahne 2,50 Euro kostet, mit beidem zusammen aber auch nur 2,50 Euro.

Dazu kann man fair gehandelten Kaffee und ökologische Getränke ordern. Mir persönlich schmeckt die Apfelschorle aus Direktsaft ohne Atomstrom sehr gut, jemand anders schwärmt vom GEPA-Cappuccino, der durch einen besonders cremigen Schaum besticht. Möglicherweise ist die Milch von einer heiligen Kuh. Oder bringe ich da was durcheinander? Wie auch immer: Durch den Verzehr fair gehandelter Lebensmittel setzen wir jedenfalls als Verbraucher ein deutliches Zeichen im Hinblick auf den bewussten Konsum und versprechen uns gegenseitig, auf keinen Fall in zwei Jahren bei "Primark" am Döppersberg einen Kashmirpulli für 2,99 Euro zu kaufen.

Inspiriert von der klerikalgastronomischen Umgebung schweifen die Gespräche langsam ab. Die Frage "Welcher Heilige ist eigentlich für das Essen zuständig", wird aufgeworfen und löst tiefe Ratlosigkeit aus. Wir wissen von Hubertus, dem Schutzheiligen der Jagd, und vom Heiligen Abend, der für Weihnachten verantwortlich zeichnet. Für den Vorschlag "Vielleicht der Heilige Laurentius, der wurde ja gegrillt", möchten wir einen Mitesser am liebsten steinigen, aber das kann man in der Kirche ja nicht machen. Sonst denken alle, man wäre von der IS-Miliz.

Der Heilige Strohsack passt höchstens zu Haferprodukten, der Heilige Johann scheidet aus steuerlichen Gründen auch aus. Und als wir uns beinahe auf den Heiligen Schuhbeck verständigt haben, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die evangelische Kirche gar nicht über Heilige verfügt. Sowas passiert, wenn man im Wesentlichen zum Essen in die Kirche geht...

Kommen wir nochmal kurz auf die Steinigung zurück: Im Filmklassiker "Das Leben des Brian" gibt es ja auch diese berühmte Steinigungsszene, in der ein gewisser Matthias, Sohn des Dagronominus Gasa, unter Kiesel-Beschuss steht, weil er den Namen des Herrn geschmäht haben soll. Bei einem wundervollen Abendessen hatte er nämlich zu seiner Frau gesagt: "Dieses Stück Heilbutt wäre grad gut genug für Jehova." Und genau das gilt auch für die Tomatensuppe — die schmeckte richtig klasse! Ehe Sie mich jetzt steinigen: Gehen Sie doch einfach selbst mal ins Weltcafé. Es lohnt sich!

Bis die Tage!

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