Ein Besuch in der Kleiderkammer in Wuppertal-Cronenberg Mit viel Herz im Einsatz für die Flüchtlinge

Wuppertal · Dank des unermüdlichen Engagements vieler Ehrenamtler konnten alle 550 Flüchtlinge aus den Notunterkünften in Küllenhahn und Ronsdorf eingekleidet werden. Ein Besuch in der gut organisierten Kleiderkammer.

 In der Kleiderkammer werden die Flüchtlinge von den Helfern (von links: Ursula Abé, Tanja Fuchs, Peter Vorsteher und Susanne Weinberg) versorgt.

In der Kleiderkammer werden die Flüchtlinge von den Helfern (von links: Ursula Abé, Tanja Fuchs, Peter Vorsteher und Susanne Weinberg) versorgt.

Foto: Raina Seinsche

"Wenn ich abends nach Hause komme, habe ich das Gefühl, ich komme ins Paradies." Seit drei Wochen engagiert sich Susanne Weinberg bei der Kleiderstelle von "Willkommen in Cronenberg". Ihre Tage sind lang, nie unter zwölf Stunden. Das funktioniert nur, weil ihr Mann ihr die Hausarbeit abnimmt. Paradiesisch klingt das eigentlich nicht. Und doch: "Ich habe dort alles: genug zu essen, ein warmes Bett, meine Familie", sagt sie. Und das sei in Anbetracht der tragischen Geschichten, die sie tagsüber von den Flüchtlingen höre, sehr, sehr viel.

Es sind Geschichten von Müttern, die ihre Kinder auf der Flucht verloren haben. Die oft mit nichts ankommen als dem, was die am Körper tragen. "Ich weiß nicht, wie oft ich hier geheult habe", erzählt Susanne Weinberg.

 Viele Flüchtlinge haben kaum etwas bei sich, wenn sie in Wuppertal ankommen.

Viele Flüchtlinge haben kaum etwas bei sich, wenn sie in Wuppertal ankommen.

Foto: Raina Seinsche

So wie ihr geht es eigentlich allen Helfern, die in der Kleiderstelle in der Halle an der Küllenhahner Straße jeden Tag dafür sorgen, dass die vielen Spenden für die Flüchtlinge in Ronsdorf und Cronenberg auch bestmöglich verteilt werden können. Hinter dem mittlerweile reibungslosen Ablauf stecken viel Aufwand und Koordination. "Wir haben vor drei Wochen mit einer leeren Halle und 30 Bierzelttischen angefangen", sagt Tanja Fuchs. Dann haben die ehrenamtlichen Helfer — inzwischen sind es zwischen 30 und 50 jeden Tag — begonnen, die riesigen Kleiderspenden zu sortieren. Damen, Herren, Kinder, nach Hosen, Pullis, Jacken und Größen. Wer sich in der 3.000 Quadratmeter großen Halle umsieht, fühlt sich an einen riesigen Trödelmarkt erinnert.

Auch Peter Vorsteher, Vorsitzender des Bürgervereins "Sudbürger", engagiert sich hier. Er organisierte Regale von Ikea, Rollcontainer vom Kaufhof und was es sonst braucht, um Ordnung zu schaffen. Er ist begeistert von der positiven Stimmung der Ehrenamtler. "Alle sind mit so viel Herzblut dabei." Das bestätigt sich, wenn man nach den Gründen für den unermüdlichen Einsatz fragt. "Wenn jemand Hilfe braucht, dann sollte man doch helfen", sagt Tanja Fuchs. "Und wir bekommen so viel Dankbarkeit von den Flüchtlingen — das ist ein schönes Gefühl."

Und helfen tun noch sehr viele mehr. Etwa die Wuppertaler Taxizentrale, die die Flüchtlinge vergangene Woche kostenlos zum Opferfest auf die Hardt fuhr. Oder die Bürgerbusse und die Firma Sonnenschein — sie sorgten dafür, dass alle Flüchtlinge aus der Ronsdorfer Sporthalle an der Blutfinke in Kleingruppen zur Kleiderkammerkammer gefahren wurden, wo sie in 1:1-Betreuung mit Kleidung, Hygieneartikeln oder auch Babybedarf versorgt wurden.

Die Kleiderkammer an der Küllenhahner Straße 56 ist von Montag bis Freitag zwischen 12 und 18 Uhr geöffnet. Was an Spenden benötigt wird, steht aktuell unter: www.willkommen-in-cronenberg.de

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