Kommentar zum Wuppertaler Karneval Der Zug muss 2025 kommen

Wuppertal · 2014: Der Himmel war strahlend blau. Den Karnevalszug durch die Stadt bejubelten fast 100.000 Menschen. Sie waren bestens gelaunt, feierten, schunkelten. Ja, kein Witz: Die Veranstaltung fand in Wuppertal statt. Ich weiß es noch genau, weil ich auf Einladung der Funken Blau-Gold und in charmanter Begleitung mitgefahren bin.

Bild aus dem Jahr 2018.

Bild aus dem Jahr 2018.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Ich weiß es noch genau, weil ich auf Einladung der Funken Blau-Gold und in charmanter Begleitung mitgefahren bin. Zehn Jahre später: Gefeiert wird in Solingen, Remscheid-Lennep, Wülfrath, Wermelskirchen, Wipperfürth, Hückeswagen, Radevormwald, Dabringhausen, um einige zu nennen – nur im selbst ernannten „Oberzentrum“ des Bergischen Landes nicht.

Das ist peinlich. Selbst an Tagen, an denen das Wetter nicht mitspielte, standen 30.000 Jecken entlang der Talachse, meistens aber deutlich mehr. Zahlen, die viele andere Veranstalter in einem Jahr nicht zusammenbekommen. Und die ein deutliches Interesse signalisieren.

Man muss den Wuppertaler Karneval nicht lieben, den Zug jedoch als gesondertes Event betrachten. Als eines, das mit dem Selbstverständnis einer Stadt zu tun hat, mit Freude – und als Wirtschaftsfaktor. Nicht wie in Köln oder Düsseldorf, konsumiert wird trotzdem reichlich. Frag’ nach in der Gastronomie.

2020 fiel der Zug wegen des Sturms aus, 2021 und 2022 wegen der Corona-Pandemie, 2023 und 2024 wegen fehlender Gelder. Letzteres ist unglaublich. Auch wenn nach der „Loveparade“-Tragödie die Kosten für die Absperrungen und weitere Aufwendungen (etwa Sanitätsdienst) zum Teil erheblich gestiegen sind: Wir reden von einer Summe von vielleicht 15.000 bis 20.000 Euro. Zum Vergleich: Der „Lange Tisch“ zum 95. Geburtstag der Stadt wird rund 250.000 Euro kosten. Was ob des Anlasses in Ordnung ist. Wegen der Finanzlage gar nichts mehr machen zu wollen, gleichzeitig die vermeintliche Unattraktivität der Stadt anzuprangern, das passt nicht.

Teuer ist auch die Kamelle, die die Vereine natürlich selber zahlen müssen. Ich kann es bestätigen: 2014 habe ich Extra-Rationen gekauft, um vom Hofkamp bis zur Bränd-strömstraße ohne Unterlass werfen zu können. Es war es wert, ein tolles Erlebnis. Mein damaliger Vorschlag an das CCW, ein „Kamelle-Spendenkonto“ einzurichten, wurde bislang nicht umgesetzt.

OB Uwe Schneidewind hatte sich im Februar 2023 zuversichtlich gezeigt, den Zug 2024 mit Hilfe der Stadt wieder starten zu können. Unter anderem die Turbulenzen bei der Wirtschaftsförderung, die mithelfen sollte, machten dem einen Strich durch die Rechnung. Die bekommt mit Eva Platz nun eine neue Leiterin. Der Karnevalszug wird nicht ihre wichtigste Aufgabe. Die unwichtigste sollte er aber auch nicht sein.

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