Kommentar zu Alltagsproblemen von Schwerstbehinderten Viel Unverständnis, viel Bürokratie

Wuppertal · „Wo bleibt in Deutschland bitteschön die Integration? Für wen ist die denn gedacht? Für die Behinderten weiß Gott nicht.“ So die Worte einer aufgebrachten Mutter einer schwerstbehinderten Frau, die ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Ämtern, Krankenhäusern, Ärzten, Pflegern, Politikern, Behindertenbeauftragten, Vereinen und Einrichtungen gemacht hat.

 Waltraut Rass.

Waltraut Rass.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Vielerorts stößt sie seit 38 Jahren – so alt ist ihre Tochter – auf Unverständnis, Verbohrtheit, Gleichgültigkeit, Naivität, Bequemlichkeit und viel Bürokratie. Sie fühlt sich von der Gesellschaft sehr oft im Stich gelassen. Es kann nicht sein, dass sie bei der Stadt Wuppertal anruft und um Hilfe bittet, weil ihr die einzige Transportmöglichkeit für ihre Tochter gestohlen wurde, und sie nur zu hören bekommt: „Das tut uns aber leid.“

Erst wenn man selbst einen Angehörigen im Rollstuhl schieben muss, weiß man, wie hoch die Bordsteinkanten, wie steil die Wege und wie funktionsunfähig die Aufzüge in Wuppertal sind. Da werden 80 Kilogramm Körpergewicht schnell zu einer Kraftprobe.

Selbst an geeigneten behindertengerechten (auch für Schwerstbehinderte geeigneten!) Schwimmbädern fehlt es in Wuppertal. Hier müssten ein Liftertuch und eine Hebevorrichtung vorhanden sein – sowie eine Möglichkeit, den Betroffenen auch im Liegen zu trocknen und anzuziehen.

Schwimmen ist die einzige Möglichkeit für viele behinderte Menschen, einmal ihren eigenen Körper in Bewegung zu fühlen, sich von alleine zu bewegen. „Warum ist nicht in der Schwimmoper diese Möglichkeit mit einem Liftertuch?“, fragt die Mutter.

Tja, warum? Vielleicht, weil behinderte Menschen zu den Minderheiten gehören und keine Lobby haben? Vielleicht weil die Personen, die eigentlich verantwortlich wären, keine Verantwortung übernehmen wollen? Weil kein Geld da ist?

Wie auch immer, die Leidtragenden sind letztendlich das schwächste Lied in der Kette. Diejenigen, die sich selbst nicht helfen können. Wie gut, dass es immer noch engagierte und selbstlose Menschen gibt, die sie pflegen und betreuen. Und das sogar für wenig Geld.

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