Kommentar zur Klimaschutzsiedlung Auch die Hindernisse offen ansprechen

Wuppertal · Schon bevor die Ministerin da war, hatten die Fernsehsender ihre Kameras aufgebaut. Und sie liefen alle mit in den Keller des Neubaus, stiegen mit auf das regennasse Dach.

Ministerin Mona Neubaur in der Energiezentrale.

Ministerin Mona Neubaur in der Energiezentrale.

Foto: Naturstrom AG

Sie filmten die Ministerin, die sich sichtbar angetan mit Vorständen und Uwe Schneidewind unterhielt, sie richteten ihre Kameras auf Wuppertals grüne Hügel und natürlich die technisch versierten und intelligenten Lösungen, die an der Alten Dorfstraße gefunden und umgesetzt wurden. An einem Konferenztisch teilten dann Mona Neubaur, der Oberbürgermeister und die Verantwortlichen ihre begeisterte Bilanz der Presse mit.

Die Klimaschutzsiedlung ist zweifelsfrei ein Projekt, das die viel besprochene Strahlkraft hat und tatsächlich kopiert und übertragen gehört auf andere Wohnprojekte in Wuppertal, in NRW und weit darüber hinaus. Die Bewohnerinnen und Bewohner, die den Lobgesängen gefolgt waren und ihre Perspektive dann ungefragt mitteilten, schmälern die Vision nicht, aber sie offenbaren ein großes Problem solcher Veranstaltungen in ihrer multifunktionellen Bedeutung.

Wenn eine Politikerin sich nicht nur informiert, sondern im selben Moment einordnet und sendet. Da werden Schlagworte wie das von der „sozialen Gerechtigkeit“ schnell zur Phrase. Die Alte Dorfstraße wurde als Genossenschaftsprojekt gebaut – überwiegend für Menschen, die sich eben kein solitäres Wohneigentum leisten können.

von Nina Bossy

von Nina Bossy

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Und genau von denen blieben manche auf der Strecke oder ringen bis heute mit nicht kalkulierten Belastungen.

Meine Bilanz hatte nach diesem Termin einen schalen Beigeschmack. Die Klimaschutzsiedlung ist ein Leuchtturmprojekt. Und auch auf dem Weg zu edlen Zielen gibt es sicherlich Hürden und Hindernisse. Aber auch diese Hindernisse müssen erzählt – und vor allem die Betroffenen angehört werden. Kommt diese Perspektive ungefragt ans Licht, nimmt das schönste Projekt einen Schaden.

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