ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Von wegen Herzschmerz oder Romantik aus Italien ...

Wuppertal · Am vergangenen Wochenende fand die 71. Ausgabe des „Festival della Canzone Italiana di Sanremo“ statt. Dieses Musik-Event gehört für mich neben dem ESC zum jährlichen musikalischen Highlight.

 Das Cover von 1964.

Das Cover von 1964.

Foto: Bergener

Bereits bei seiner Premiere im Jahr 1951 verbuchte das vom italienischen Fernsehen RAI ins Leben gerufene Sanremo-Festival einen erheblichen Erfolg beim Publikum und ist bis heute nach wie vor ein Publikumsmagnet mit vielen wunderschönen und gefühlvollen Songs. In den italienischen Liedern spiegelt sich „Amore“ und „Dolce Vita“ wider.

Einer dieser italienischen Klassiker ist „Non ho l'eta“, gesungen von Gigliola Cinquetti, die mit dem Song 1964 nicht nur das San-Remo-Festival gewonnen hatte, sondern damit auch den ersten Sieg Italiens beim ESC verzeichnete. Warum ich gerade auf das Lied in 2021 komme, hat einen Grund, denn es gab auch eine wunderschöne deutsche Version der herzzerreißenden Ballade mit dem Titel „Luna nel blu“. „Luna“ heißt nämlich Mond, aber in diesem Jahr schien der Mond beim Sanremo-Festival anders als üblich zu scheinen: Der Sieger 2021 hat nämlich nichts mit Herzschmerz oder Romantik zu tun, denn dieses Jahr war alles anders. Von wegen romantische Ballade, von wegen Herzschmerz, nein, es gab es einen anderen Mondschein: Der energiegeladene Rocksong „Zitti e buoni“ gewann!

Die Glamrock-Band Måneskin, was auf dänisch „Mondschein“ heißt, traf mit ihrer Rockkonzert-Performance genau den Nerv der Zeit in der Pandemie. Die Sehnsucht der Zuschauer nach Live-Konzerterlebnissen könnte ihnen auch beim ESC einen Platz in den Top 10 bescheren. Die Rock-Band wurde übrigens 2017 durch ihre Teilnahme an der Castingshow „X Factor“ in Italien bekannt.

Die vier Bandmitglieder lernten sich in der Mittelschule kennen und beschlossen 2016, sich in der Band Måneskin zusammenzuschließen. Zu dem dänischen Namen kam man, da die Bassistin Victoria De Angelis aus Dänemark stammt. Im Oktober 2018, in Vorbereitung des ersten Studioalbums, gelang der Band mit der Ballade „Torna a casa“ erstmals der Sprung auf Platz eins der italienischen Charts. Das Album mit dem Titel „Il ballo della vita“ erschien im selben Jahr und erreichte ebenfalls die Chartspitze.

Nun bin ich gespannt, ob Italien diesen rockigen Protestsong „Zitti e buoni“, was übersetzt so viel wie „still und fügsam“ heißt, auch für den ESC auswählen wird. Einen Gruß schicke ich hiermit zu meiner Freundin Marina nach Italien mit dem Hinweis, dass ich nun auch begeistert bin und nun auch nicht mehr „still und fügsam“ sein möchte. Dieses Jahr schaue ich nicht mehr auf „Luna nel blu“ sondern auf "Luna nel rock".

In bocca al lupo, Italia (Viel Glück, Italien) und musikalische Grüße vom Euro-music-Peter!

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