Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener "Hallöchen, Tach Kinder, Hereinspaziert!"

Wuppertal · "Geheimer Datentransfer"! Nein, lieber Uwe, diesmal nicht, denn es sollen alle wissen! Die Schankwirtschaft Marlene hat ihr 30-jähriges Jubiläum - und das wird groß gefeiert am Samstag (27. Februar 2016) in der Hochstraße 43 in Wuppertal-Elberfeld.

 Zwei ESC-Ikonen.

Zwei ESC-Ikonen.

Foto: Peter Bergener

Für mich ist die Marlene schon immer etwas Besonderes gewesen, nicht nur allein die Freundschaft mit Uwe Dresen, dem Wirt und Inhaber der Marlene, sondern wir teilen auch seit vielen Jahrzehnten eine große musikalische Freundschaft. Mitte der 80er Jahre kannte ich Uwe schon ein bisschen aus dem Wuppertaler Nachtleben, aber nachdem ich 1986 in die Hochstraße zog und sein direkter Nachbar wurde, entstand zwischen uns beiden diese tolle Freundschaft.

Am 22. Februar 1986 eröffnete Uwe Dresen die Schankwirtschaft Marlene im alten Bergischen Haus in der Hochstrasse 65. Sie wurde schnell eines der meistbesuchten Kneipen in Wuppertal und erlangte einen Bekanntheitsgrad bis weiter über die Grenzen Wuppertals hinaus. Eine Kneipe, in der sich jeder wohlfühlt. Uwe gehört für mich persönlich zu einen der besten Kneipiers, die ich kenne. Musikalisch fallen mir sofort die Textzeilen des Songs von Su Kramer ein:

"Hier ist das Leben" ein (Auszug aus dem Lied: Wenn du allein' bist, ja, dann komm' in die Stadt. Hier ist das Leben! Hier ist der Ort, der für jeden was hat. Hier ist das Leben!).

Als "Hallo, Herr Nachbar" bekam ich natürlich tagtäglich mit, wie stark frequentiert die Marlene war. Diese außerordentliche gute Stimmung machte mich zum Stammgast, und von da an fing für mich mit Uwe einer der schönsten musikalischen Zeiten an, die ich bis dato erlebt hatte. Uwe und ich teilten so viele musikalische Vorlieben und Erinnerungen, sei es Lieder aus der Eurovision oder aus französischen und italienischen Hitparaden.

Es dauerte nicht lange, da nahm ich meine erste Musikkassette für die Marlene auf. Schon bereits mit dieser Kassette traf ich beim Uwe direkt ins Schwarze, und ich sehe noch heute die Freude in Uwes Gesicht, als der Klassiker "Viens, Viens" von Marie Laforet ertönte. Es folgte in den Jahren danach eine Kassette (bzw. CD) nach der anderen, die ich speziell für die Marlene aufnahm, und ich war jedesmal voller Elan dabei.

An einem Freitagabend kann ich mich noch erinnern, denn ich kam später aus dem Büro, und die Marlene war gegen 22 Uhr sehr voll. Bis in meine Wohnung hörte ich "Oh, wann kommst Du" von Daliah Lavi. Eine weitere Einladung brauchte ich nicht, und schon saß ich am Tresen beim Dresen.

Ich glaube, dass in den letzten 30 Jahren mein komplettes Musikarchiv (sozusagen als Sicherungskopie) in der Marlene gelandet ist, und es gibt keinen Musikwunsch, sei es Russisch, Hebräisch, Arabisch, Deutsch, Niederländisch etc., den die Marlene nicht erfüllen könnte. Uwe ist derart weltoffen, dass es für mich eine Freude ist, mit ihm seine persönlichen Musikwünsche und meine Musikvorstellungen aus aller Welt zu kombinieren. Daraus entstand auch unser gemeinsames Motto "Toi, la musique et moi" (dt.: Du, die Musik und ich), welches 1976 ein Eurovisionssong aus Monaco war.

Doch Uwe ist nicht nur an Musik interessiert, sondern kennt sich hervorragend in der Geschichte und Geographie aus. Uwe weiß eine Menge von Wuppertal und dem Bergischen zu erzählen und ist Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins.

Heute sind wir zwar nicht mehr Nachbarn, denn ich wohne nicht mehr auf der Hochstraße. 1998 ist Uwe Dresen mit seiner Schankwirtschaft Marlene ein paar Häuser weiter in die geschichtsträchtige Hochstraße 43 gezogen. Hier hat er die Räumlichkeiten der früheren "Schankwirtschaft Sängerkrug" übernommen. Und wenn man auf die Seite vom Bergischen Geschichtsverein schaut und der Beschreibung der Ölberg-Tour folgt, handelte es sich bei der Lokalität einst um eine traditionsreiche Gaststätte, die vor allem von den vielen Chören aus dem Stadtteil genutzt wurde. Chöre wie z.B. "Liederlust" von 1884 gründeten sich während des Verbots der SPD Sozialistengesetz (1878-1890) als politische Tarnorganisationen.

Und hier hat Uwe Dresen die Schankwirtschaft Marlene ab 1998 ins Leben gerufen, nicht nur eine Kneipe, sondern auch eine Kleinkunstbühne, von der bereits von außen das Konterfei der Dietrich riesengroß auf der Fassade prangert. Kaum hat man die Schankwirtschaft betreten, ertönt die herzliche Begrüßung vom Uwe: "Hallöchen, Tach Kinder, Hereinspaziert!" und man fühlt sich in eine andere Welt zurückversetzt. und zwar in die alten Glanzzeiten der UFA. Überall erblickt man die Diva Marlene Dietrich auf Hunderten Bildern, Postern, Postkarten und Gemälden an den Wänden und ein Blick zur Decke genügt. Man sieht Kinoplakate, wohin das Auge reicht. Hinter der Theke erwartet Besitzer Uwe Dresen die Gäste. Lautstark singt er auch gerne mal mit, so z.B. " Ich liebe das Leben".

Im hinteren Teil der Wirtschaft findet sich ein kleiner Saal mit Bühne und Flügel. Immer wieder finden hier verschiedene Programme von Travestie bis hin zu Liederabenden oder Buchlesungen statt. Hier ist das Leben und gerne erinnere ich mich auch an die vielen Karnevalsabende , wo wir getanzt und gesungen haben. Marlene, hier ist das Leben, hier ist der Ort, der für jeden was hat und sogar bis weit über die Grenzen von Wuppertal ist die Schankwirtschaft bekannt.

Auch in der Eurovisionsgemeinde ist die Kneipe Kult, und davon zeugten bereits Zeitungsartikel in der finnischen und estnischen Presse. Die Schankwirtschaft Marlene spielt Musik ohne Grenzen und kein Wunder, dass ich an solch einem ehrwürdigen Jubiläum nicht nur meinen persönlichen Glückwunsch sondern auch einen Glückwunsch von Sylvia Nels (bekannte Mundartsängerin aus der Eifel), Ralph Siegel (Komponist) und Mega-Weltstar Patricia Kaas bestellen darf. Und wenn die bekannteste russische Sängerin und Mega-Star Alla Pugatschova wissen würde, wie oft hier ihre Hits schon gespielt worden sind, dann wäre sie bestimmt auch schon mal vorbeigekommen. Eine Diva hätte der anderen Diva die Ehre erwiesen.

Liebe Marlene, lieber Uwe, herzlichen Glückwunsch zu Deinem 30. Jubiläum und danke für Deine Freundschaft!

Dein Freund und musikalischer Hof- und Hauslieferant, der Euro-music-Peter nebst Co-autor Dirk.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort