Kommentar: „Wuppertal 3.0“ und die OB-Wahl Spannender September

Was wäre, wenn "Wuppertal 3.0" einen eigenen Kandidaten oder eine eigene Kandidatin für die OB-Wahl nennt? Und das jemand wäre, der oder die tatsächlich das Adjektiv "parteiunabhängig" mit Leben erfüllt?

 Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Keine Frage: Wie noch nie zuvor in Wuppertal gibt es zurzeit eine Stimmung, die die Wünschelrute in die Richtung ausschlagen lässt, es mal mit einem "anderen" Weg zu versuchen. Einem Weg, der sich nicht im üblichen SPD-(gegen)-CDU-Schema bewegt.

Aber: Kann "Wuppertal 3.0" sich geschlossen zeigen, ganz unterschiedliche Interessen bündeln? Und jemanden präsentieren, der für viele wählbar ist? Die Atmosphäre bei der Auftaktveranstaltung in der "Villa Media" war fröhlich und entspannt. Die Suche nach Wuppertals Stärke-Themen lief gut an — und endete, kurz bevor sich der Abend in kompletter Verzettelung verlor. Das zeigt: Ohne jemanden, der (selbst-)bewusst steuert und den Prozess (selbst-)bewusst moderiert, wird das Projekt nicht funktionieren.

Zwei Wortmeldungen aus dem Publikum, die stellvertretend für die Stimmung des Abends und ebenso für die Frage, was aus all dem werden wird, stehen können: Ein Besucher gab zu Protokoll, gut in Wuppertal seien "die schwachen Parteien und der schwächste OB Deutschlands. Das stärkt das bürgerschaftliche Engagement". Das quittierten die Gäste mit kräftigem Applaus — und die Großkooperationsparteien im Rathaus sollten da sehr genau hinhören.

Nachdenklich zeigte sich eine Teilnehmerin mit diesen Worten: "Wuppertal ist vielfältig, bunt, auch ein bisschen chaotisch. Ich weiß nur nicht, ob wir auf diesem Weg zu einem gemeinsamen Ziel kommen." Genau da liegt der "Wuppertal 3.0"-Hase im Pfeffer: Bunt und ein bisschen chaotisch gewinnt man keine Wahlen. Man kann allerdings den Platzhirschen sehr wohl ein ganz üppiges Stück von dem Kuchen wegnehmen, den sie gewohnt sind, unter sich zu verteilen.

Apropos (gemeinsames) Ziel: Es ist längst kein reines Gerüchteküche-Insiderwissen mehr, dass als mögliche Oberbürgermeister-Kandidaten von "Wuppertal 3.0" beispielsweise Jörg Heynkes, der auch Vizepräsident der IHK ist, oder aber der Vorsitzende der Wuppertalbewegung, Dr. Carsten Gerhardt, der als Wuppertals "Trassen-Identifikationsfigur" bald den Ehrenring der Stadt bekommen soll, gehandelt werden. Beide Herren kommentieren das (natürlich) nicht.

Der OB-Wahl-September wird spannend. Das "Immer-wie-immer-Langeweile-Abo" könnte vom Tisch sein. Manche müssten mal richtig mobilisieren. Gut für Wuppertal.

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