ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Der „Ersatz“ ist bereits der Publikumsliebling

Wuppertal · Er gehört zu den Favoriten im ESC 2024. Und auch wenn es sich sehr so anhört, ist es nicht Italien und auch kein italienisches Gericht. Von wem ich spreche, ist der Künstler „Baby Lasagna“. Er startet für Kroatien im 1. Semifinale mit dem eingängigen Song „Rim Tim Tagi Dim“!

 „Baby Lagnese“ (li., mit Peter Bergener) startet für Kroatien.

„Baby Lagnese“ (li., mit Peter Bergener) startet für Kroatien.

Foto: Bergener

Neben dem außergewöhnlichen Künstlernamen und dem nicht so leicht einprägenden Titel „Rim Tim Tagi Tim“ gibt es noch eine Besonderheit: Der Künstler, der mit bürgerlichen Namen Marko Purisic heißt, war doch tatsächlich in der kroatischen Vorentscheidung lediglich ein Reservekandidat. Doch weil die Sängerin Zsa Zsa ihre Teilnahme kurzfristig absagte, rutschte der Rocker nach und gewann haushoch die kroatische Vorentscheidung.

Nun gehört der aus dem Küstenstädtchen Umag in Kroatien kommende Mann zu den ganz großen Favoriten, wenn er nicht sogar Sieger des ESC 2024 wird. Mit seiner grotesken Emigrationshymne „Rim Tim Tagi Dim“ katapultierte er ganz schnell zum Publikumsliebling.

Das von ihm selbst geschriebene Lied erzählt die Geschichte eines jungen Mannes vom Lande, der sein Dorf verlässt, um in der Stadt ein besseres Leben zu führen. Trotz der Vorfreude wird er geplagt von Angst vor diesem Umzug. Marko, alias Baby Lasagna, greift damit die demografische Situation Kroatiens auf, denn die jüngere Generation sieht bessere Perspektiven in den Städten bzw. im Ausland.

Gelingt es, dieses Thema gut rüberzubringen, dann wird er bei anderen Ländern, die ähnliche Probleme haben, einen Nerv treffen. Textlich also schon sehr gut und auch der beschleunigte Rhythmus istrischer Volkstänze wird für mediale Aufmerksamkeit sorgen. Ich war heute bei den Proben begeistert und das Publikum ging auch voll mit und sang voller Inbrunst den Refrain.

Das Land im Herzen des ehemaligen Jugoslawiens ist erstmals 1993 beim ESC als eigenständiges Land angetreten: Die Band „Put“ und dem Song „Don't ever cry“ erreichte den 15. Platz. Doch schon 1990 war Kroatien – damals noch als Teil Jugoslawiens – Gastgeber des Wettbewerbs: Die Gruppe „Riva“ errang mit dem Song „Rock Me"“1989 in der Schweiz den einzigen Sieg Jugoslawiens. Und jetzt, 2024, stehen die Sterne ziemlich gut. „Rim Tim Tagi Dim“ könnte einer der besten Platzierungen Kroatiens der vergangenen Jahre geben.

Lassen wir uns überraschen, ob es nächstes Jahr nach Zagreb geht. Ich fände es toll! Viele musikalische Grüße aus Malmö sendet der Euro-Music-Peter!

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