Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Die Lage ist unklar

Wuppertal · Ein für sein enormes Arbeitspensum bekannter einheimischer Sportmanager hat mal einen beachtlichen Satz zu mir gesagt. Er lautete: „Urlaub ist eine perfide Erfindung der Tourismusbranche.“ Das sehe ich nicht ganz so und gönne mir deshalb ab und zu einen.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Wie inzwischen die meisten Menschen untersuche ich dabei im Vorfeld potenzielle Urlaubsorte und Unterkünfte im Internet ähnlich intensiv wie Pathologie-Professor Börne im „Tatort“ seine Leichen.

Dazu bedient man sich weltumspannender Internetportale, in denen Reisende Hotels und Anderes bewerten und sich dabei über das mäßige Badewetter in Grönland oder den Umstand beschweren, dass es in der abgelegenen Lodge am Rande der Atacama-Wüste keine Jagdwurst zum Frühstück gibt. Eines der größten dieser Portale ist Holidaycheck, auf dem ich mich dieser Tage in Thailand umsah.

Dabei musste ich plötzlich stutzen, als ich Details einer Unterkunft in Augenschein nahm, die in malerischer Umgebung tropische Erholung versprach. Das lag allerdings weniger an der Bewertung des Gastes, der verärgert war, dass hier an der Grenze zu Kambodscha kaum Deutsch gesprochen wird.

Vielmehr stolperte ich über die von Holidaycheck selbst ausgespielte Beschreibung unter der Überschrift „Lage des Hotels“. Da stand nämlich: „Das Resort liegt am Klong Prao Beach, der Teil des National Marine Parks am Golf von Thailand ist. Die Lage bietet einen atemberaubenden Blick auf das Meer und ist perfekt für Strandliebhaber. Das Resort befindet sich auch in der Nähe der Talstation der Seilbahn des Plose Ski- und Wandergebiets, was es zu einem idealen Ausgangspunkt für Outdoor-Aktivitäten macht. Das Zentrum von Brixen mit seinen Restaurants und Bars ist nur einen kurzen Spaziergang entfernt.“

Wenn Sie das mehrfach aufmerksam lesen und möglicherweise sogar Geographie studiert haben, werden Sie sicher auch eine kleine Ungereimtheit bemerken: Thailand ist eigentlich weniger für seine Skigebiete bekannt, und der kurze Spaziergang nach Brixen dauert laut „Google Maps“ gut 106 Tage.

Die Gefahr, dass Urlauber auf Basis dieser Lagebeschreibung Skischuhe statt Flip-Flops einpacken, halte ich zwar für eher gering, aber man fragt sich natürlich schon, wie so etwas zustandekommen kann. Und vor allem, ob Wuppertaler Hotels möglicherweise auch von den Holidayvercheckern betroffen sind. Ich schaute sofort nach und sah meine Befürchtungen schon beim Blick auf das Holiday Inn Express Hotel am Wall bestätigt. Es liegt nämlich laut Beschreibung in Wuppertal (immerhin), und zwar „nur 25 km von der Pfarrkirche St. Ludger entfernt. In der Nähe finden Sie auch die St.-Lucius-Kirche, den Baldeneysee und das Schloss Benrath.“

Das ist möglicherweise noch nicht mal komplett falsch, könnte aber zu frustrierten Gästen führen, die in der Elberfelder Fußgängerzone mit dem Schlauchboot unter dem Arm vergeblich nach einem Stausee suchen.

Viel schlimmer hat es aber das Road Stop Motel erwischt, das zu dem beliebten Burger-Restaurant auf Einern gehört. Es bietet laut Holidaycheck „eine ruhige Umgebung inmitten der Natur und liegt direkt an der Skipiste. In der Nähe gibt es auch Wanderwege und verschiedene Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Rodenegg und das Stadtzentrum von Bozen.“

Warum bin ich Trottel voriges Jahr eigentlich neun Stunden Auto gefahren, um in Südtirol leckeren Aperol Spritz zu trinken? Das hätte ich doch viel einfacher haben können ...

Bis die Tage!

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