Kommentar zum Neubau der Stadtwerke-Zentrale "Wir haben verstanden." Haben sie?

Wuppertal · Sie erinnern sich noch an die vielleicht heißeste kommunalpolitische Debatte im vergangenen Jahr? Als die WSW den erforderlichen Neubau ihres Verwaltungsgebäudes auf dem Carnaper Platz errichten wollten.

 Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Der Überfallcharakter, die scheinbar automatisch ineinander greifenden Abläufe um den Verkauf des Geländes und die folgenden ersten Probebohrungen — all dies stieß Bürgern und Bürgervereinen ganz übel auf.

Wohl nirgends kulminierte die Ablehnung gegen das "Gemauschel in der Großen Kooperation" so wie hier. Der geballte Protest, er hatte das Ziel, mit der Androhung eines (höchstwahrscheinlich erfolgreichen) Bürgerbegehrens den ungeliebten Machthabern endlich mal zu zeigen, wer letztlich das Sagen hat. Dass es gar nicht um den Carnaper Platz ging, sehen wir heute: Seit Aufhebung des Beschlusses gibt es keinerlei Bemühungen, den unrühmlichen Zustand des ach so beliebten und Kirmes- und Zirkusplatzes zu ändern.

Und die neue WSW-Zentrale? Wird für 30 Millionen Euro jetzt neben den abzureißenden PCB-belasteten Zwillingstürmen unmittelbar an der Carnaper Straße entstehen. Hat der Aufsichtsrat vor vier Wochen entschieden. Diesmal ohne öffentliche Resonanz. Momentan wird überlegt, wo die erforderlichen Parkplätze entstehen (vielleicht in einer Parkpalette auf dem Gelände an der Schützenstraße), ob die sanierungsbedürftige Kantine mit in den Neubau zieht und wie die Bürokonzeption aussehen soll. Anfang nächsten Jahres wird es einen Architektenwettbewerb für das sechsstöckige Gebäude geben und gegen Ende 2016 kann man beginnen zu bauen. Ende gut, alles gut, oder?

Nun ja, dieser Neubau kostet ein paar Millionen mehr, weil Versorgungsleitungen aufwändig verlegt werden müssen, aber das wird viele, die sich an den Döppersberg-Kosten reiben, diesmal nicht stören. Denn der Carnaper Platz bleibt, wie er ist. Und immerhin: Die hinter vorgehaltener Hand geäußerte Drohung, nun statt zum Carnaper Platz irgendwo nach Elberfeld umzuziehen, ist vom Tisch. Das alte Postgebäude am Kolk wäre auch zu klein gewesen — es war als eine mögliche Alternative geprüft worden.

Davon haben Sie nichts mitbekommen? Nein, die Meldung ging ja auch erst raus, als der Aufsichtsrat den jetzigen Plan absegnete. Da erfuhr man auch, dass das marode "Prym"-Gelände an der Schützenstraße unter die Lupe genommen wurde. Es schied aber aus Kostengründen aus, was ich persönlich ein wenig bedaure: Denn unter dem Aspekt der Stadtentwicklung hätte diesem Standort solch eine Aufwertung richtig gut getan.

"Wir haben verstanden", bekundeten die WSW-Oberen, als sie die Carnaper-Platz-Pläne aufgaben. Nun sollten "noch einmal sämtliche Standortoptionen in Wuppertal überprüft werden". Im Anschluss, so wörtlich, "wollen die WSW die Bürger informieren und in den weiteren Prozess einbinden." Dieser Prozess muss ganz grausam an mir vorbeigelaufen sein. Glücklicherweise scheint er ein Ergebnis erbracht zu haben, das jeden zufrieden stimmt. Aber die Abläufe scheinen mir nach wie vor optimierbar zu sein.

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