Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Mutwillige Verstopfung

Wuppertal · Schwupp - schon ist die EM-Vorrunde vorbei. Mit 36 Spielen, von denen man sogar fünf halbwegs gucken konnte, ohne Augenkrebs zu kriegen. Das ist keine schlechte Quote — Fans von Schalke 04 wären damit sehr zufrieden.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Und außerdem haben wir auch noch eine bisher weitgehend unbekannte Verletzung kennen gelernt.

Laut Mannschaftsarzt Müller Wohlfahrt (das ist der als untoter Medizinmann für den DFB arbeitende Zwillingsbruder von Winnetou) hatte Jerome Boateng eine "neurogene Muskelverhärtung".

Ich persönlich machte mir da aber keine große Sorgen vor dem Spiel gegen die Slowakei. Durch Nervenaktivitäten hart werdende Teile im unteren Körperbereich des Mannes sind nämlich nach meinen bisherigen medizinischen Erfahrungen nicht den Einsatz gefährdende, sondern eher einen Einsatz geradezu herausfordernde Ereignisse. Uns muss also vor dem Achtelfinale nicht bange sein.

Apropos Unterleib: Der Allgemeinde Studierendenausschuss der Bergischen Universität hat bundesweit Schlagzeilen gemacht und es bis in BILD-Zeitung gebracht, weil er auf den Herrentoiletten Tampons ausgelegen lässt. Menschen mit gewissen Ortskenntnissen unterhalb Gürtellinie mag das tendenziell überraschen. Ein Zettel neben dem Tampon-Depot stellt die Sache aber klar: "Die Tampons auf dieser Toilette sind für unter anderem trans, inter und nonbinary Personen gedacht und stehen deshalb bewusst auch hier zur Verfügung."

Wenn ich das richtig verstehe, möchte der AStA also sicherstellen, dass sich Menschen unterschiedlichster geschlechtlicher Disposition nicht durch eine unsensibel einseitige Verteilung von Hygieneartikeln auf den Klos benachteiligt fühlen könnten. Wer jemals in letzter Sekunde mit schlimmem Durchfall eine Toilette auf dem Autobahnrastplatz erreicht hat und nach der ersten Erleichterung feststellen musste, dass das Klopapier alle ist, wird das Problem der ungerechten Hygieneartikel-Verteilung absolut nachvollziehen können.

Trotzdem war der Beschluss des AStA ausweislich des Protokolls seiner Sitzung vom 6. Januar nicht unumstritten. Am komplexen Antragstext wurde im Rahmen einer 21-minütigen Debatte gefeilt wie an einer EU-Verordnung.
Festgehalten wurde ein Teil dieses Ringens in einem Satz für die Ewigkeit, den wir uns unbedingt näher ansehen müssen. Er lautet: "Des weiteren wird das Bedenken geäußert, die Tampons könnten auf den Herren*toiletten zur mutwilligen Verstopfung dieser verwendet werden."

An dieser Stelle fragen wir uns nicht nur, ob Deutsch im Abi eigentlich komplett abgeschafft wurde. Nein, wir entdecken auch das beliebte Gender-Sternchen zwischen Herren und Toilette, das Sie schon kennen. Es wird inzwischen vielfältig benutzt, um Worte so weit zu geschlechtsneutralisieren, dass sie komplett unbrauchbar werden. Im vorliegenden Fall sorgt es durch seine trennende Wirkung aber auch noch für ein spektakuläres Bezugs-Problem: Verstopfen die Tampons die Herren oder die Toilette? Die Verstopfung eines Herren durch einen Tampon, dazu noch mutwillig herbeigeführt, würde die ganze Gender-Thematik auf jeden Fall dramatisch radikalisieren!

Möglicherweise war der AStA während des von ihm organisierten EM-Public-Viewings noch so sehr durch dieses Problem abgelenkt, dass er sich beim Spiel Deutschland gegen Ukraine die Kasse mit 1.400 Euro drin klauen ließ. Jetzt bittet man um sachdienliche Hinweise auf den Dieb*in. Hoffentlich hat der Dunkelmann*frau nicht auch die Tampons mitgehen lassen.

Bis die Tage!

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