Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Becher Mell Soße

Wuppertal · So, jetzt ist aber mal Schluss! Diese Woche ist schon mehr als genug auf unseren Nerven rumgetrampelt worden, ich möchte ab sofort nur noch gute Nachrichten hören. Und da kommt schon eine: Wuppertal hat seinen Spitzenplatz unter den Städten mit den meisten überschuldeten Einwohnern souverän verteidigt.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Passend dazu gibt es im Dezember auch keinen verkaufsoffenen Sonntag, an dem die überschuldeten Menschen ihr nicht vorhandenes Geld ausgeben könnten. Aber wahrscheinlich sind die meisten von ihnen sowieso schon vor zwei Jahren von einer Streife der Sharia-Polizei verhaftet worden, die jetzt gerade selbst vor Gericht steht. Dazu fällt selbst mir nichts mehr ein. Außer vielleicht ein Songtitel von Mickie Krause: "Finger weg von Sachen ohne Alkohol..."

Auswärtige Beobachter müssen ja bei den Schlagzeilen, die wir hier so innerhalb einer einzigen Woche produzieren, tatsächlich annehmen, dass Wuppertal nur im Suff zu ertragen ist. So ein mieses Image hat allerdings auch Vorteile. Zum Beispiel den, dass sich die Menschen weiter schön in ihren feudalen Metropolen knubbeln. Das sorgt nämlich dafür, dass man in Köln oder Düsseldorf für einen Hühnerstalls mit Schlafcouch so viel bezahlt wie bei uns für eine Drei-Zimmer-Wohnung. Und wenn der Hühnerstall auch noch ein Bad oder eine Vorkriegs-Küchenzeile haben soll, kann man für das gleiche Geld in Wuppertal schon über ein Haus nachdenken.

Entgegen weit verbreiteter Meinungen liegt dieses Haus dann auch nicht in einer Art zerbröselter osteuropäischer Betonwüste kurz nach dem Balkankrieg, sondern meistens im Grünen. Aber das müssen wir ja nicht jedem auf die Nase binden.

Insgesamt ist es jedenfalls nicht weiter überraschend, dass nächstes Jahr auch die Tour de France nach ihrem Start in Düsseldorf in Mettmann gerade noch rechtzeitig scharf abbiegt und zurück Richtung Rhein fährt. Damit wollen die Organisatoren verhindern, dass die hoch bezahlten Zweirad-Profis bei der Durchquerung Wuppertaler Elendsviertel von Bettlern belästigt werden. Außerdem sollen bei der Tour de France immer schöne Bilder und nette O-Töne produziert werden. Beides ist nach landläufiger Meinung in Wuppertal gar nicht produzierbar.

Man stelle sich vor, es würden am Streckenrand Interviews geführt und ein Reporter fragt einen echten Wuppertaler Rentner, was er von Frankreich hält. "Find ich toff, auch dat Essen. Bei mein Kuseng gippt immer lecker Becher Mell Soße. Meiner Enkelin Schackeline schmecktat auch!" Mit Blick auf ihren Bildungsauftrag müssten die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten an dieser Stelle die Übertragung abbrechen. Das will natürlich niemand riskieren.

Und so werden auch keine Bilder vom sommerlichen Wuppertal um die Welt gehen, in denen sich Menschen in wunderschönen Parks für alle sonnen, mit einer topmodernen Schwebebahn in eine bald ganz neue City fahren oder vor einer Ausgabestelle der Tafel stehen. Denn es stimmt, dass wir hier eine Menge armer Wuppertaler haben. Aber um die kümmern wir uns wenigstens und kratzen irgendwie was für sie zusammen, während Düsseldorf ein paar Millionen Euro dafür ausgibt, die Nachfahren von Lance Dopestrong auf der Königsallee zehn Minuten Minuten im Kreis fahren zu lassen.

Image ist eben auch nicht alles. Und unter diesem Gesichtspunkt kann ich mit unserem doch wieder ganz gut leben ...

Bis die Tage!

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