Wuppertals Chronik 2018 I wie Intrige

Wuppertal · Was für ein Thriller! Keine andere Geschichte hat mich in diesem Jahr so gefesselt und gefordert, wie die Vorgänge um die fristlose Kündigung der Intendantin des Tanztheaters Adolphe Binder. Kein Wunder, ist sie doch gespickt mit allem, was ein wahrer Krimi braucht: Lügen, Macht, Intrigen, immer wieder überraschende Wendungen und bis heute viele Fragezeichen.

 Eine Szene, wie aus einem Stück von Pina Bausch: Doch hier warten Tänzer der weltberühmten Compagnie im September auf dem Gerichtsflur darauf, dass der Prozess um die fristlose Kündigung von Adolphe Binder beginnt — und ihnen vielleicht Antworten bringt, auf die Frage: Was ist da eigentlich so schief gelaufen, dass man sich hier wiederfindet?

Eine Szene, wie aus einem Stück von Pina Bausch: Doch hier warten Tänzer der weltberühmten Compagnie im September auf dem Gerichtsflur darauf, dass der Prozess um die fristlose Kündigung von Adolphe Binder beginnt — und ihnen vielleicht Antworten bringt, auf die Frage: Was ist da eigentlich so schief gelaufen, dass man sich hier wiederfindet?

Foto: Mikko Schümmelfeder

Die Kulturszene der Stadt — und weit darüber hinaus — verfolgt seit Juli gebannt und auch entsetzt, was die Schlammschlacht hinter und vor den Kulissen der weltberühmten Compagnie noch so alles zu Tage bringt. Und ob es endlich verlässliche und konkrete Antworten gibt, auf die zentrale Frage: Was ist hier eigentlich in so kurzer Zeit so verdammt schief gelaufen?

Wirklich beantworten lässt sich das allerdings bis heute nicht. Vergangene Woche immerhin entschied das Arbeitsgericht, die fristlose Kündigung sei nicht rechtens. Alles, was das Tanztheater zur Begründung dieser Trennung vorgetragen hatte, hielt dem juristischen Blick nicht Stand. Nicht der angeblich unvollendete Spielplan und auch nicht die Konflikte mit den Mitarbeitern. Doch Urteil hin oder her, man will Binder nicht zurück, basta! Zudem hatte man mit dem Engagement der neuen Intendantin Bettina Wagner-Bergelt längst Fakten geschaffen. Also will man in Berufung gehen.

Bis heute hat sich jedoch niemand offiziell aufrichtig darum bemüht, transparent zu machen, wie es zur fristlosen Kündigung überhaupt gekommen ist. Ich persönlich habe über Wochen Akten studiert, mich — zum Teil inkognito — mit vielen Protagonisten getroffen, immer wieder Fragen gestellt.

Worin lagen denn die Konflikte mit einigen Mitarbeitern? Waren sie wirklich nicht zu lösen? Hat man das überhaupt je objektiv versucht oder diese sogar verschärft und gezielt ausgespielt? Welche Rolle spielte der zeitweise ans Haus geholte Prokurist Christoph Fries, der Binder immer wieder mit Abmahnungen versah? Warum wurde der Beirat nicht früher hinzugezogen? Warum wollte man keinen Kompromiss in Sachen Spielplan und keine Lösung mit Adolphe Binder? Wer hat den "Informanten" eigentlich mit den Aktenvermerken ausgestattet und ihn damit zur Presse geschickt?

Antworten gibt es keine. Und gegen meinen Artikel, in dem ich diese Ergebnisse Mitte November zusammengefasst habe, geht man nur per Anwalt vor. Ergebnis offen. Weder Gerichtsurteil, noch Recherche sollen hier stehenbleiben und das Bild der "unfähigen und untragbaren Intendantin" Adolphe Binder stören.

Wer löst diesen Thriller jetzt endlich auf und schenkt allen ein aufrichtiges Ende?

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