Vohwinkel Sprachförderschule: "Je früher, umso besser"

Wuppertal · Von kleinen Anfängen bis zur zentralen Einrichtung im Bergischen Städtedreieck gewachsen: Die Sprachförderschule an der Tesche feiert ihr 40-jähriges Bestehen.

 Die Förderschule an der Tesche ist im Feiermodus.

Die Förderschule an der Tesche ist im Feiermodus.

Foto: Förderschule

"Wenn Kindern das Sprechen Probleme bereitet, kann das vielfältige Ursachen haben. Liegen kognitive Gründe vor, funktioniert das Zusammenspiel der fast 100 Muskeln nicht, die zum Bilden von Wörtern aktiviert werden. Oder hemmen psychische Einflüsse der Verarbeitung von Hören und Sprechen? Mit eingehenden Untersuchungen lässt sich das herausfinden und dann können wir ganz gezielt die jeweiligen Defizite aufarbeiten. Und je früher wir damit anfangen können, umso besser sind die Chancen", so Schulleiterin Bettina Diethert.

Aktuell besuchen 210 Schüler die Förderschule, die 1977 am Katernberg an den Start ging: Während zu dieser Zeit noch generell Kinder mit Entwicklungsstörungen in so genannten "Klötzchen- oder Sonderschulen" gemeinsam unterrichtet wurden, erkannte seinerzeit Schulleiter Theo Borbonus, dass Jungen und Mädchen mit Sprachstörungen bei gezielter Förderung oft und durchaus schnell auf den Stand gebracht werden können, der ihrem Alter entspricht und gründete mit elf Schülern die erste Grundschule für Sprachbehinderte.

Die sich an wechselnden Standorten zügig entwickelt und 1988 mit 144 Schülern an das heutige Domizil, die ehemalige Volksschule an der Tescher Straße 10, zieht. Mitgewachsen sind die pädagogischen und therapeutischen Konzepte, die für eine erfolgreiche Arbeit stehen: Jährlich wechseln etwa 20 Prozent der Schüler zurück an eine allgemeine Grundschule.

Wobei — das Lernen an der Tesche unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von dem anderer Schulen: Die Lerninhalte orientieren sich an dem für die Jahrgänge verbindlichen Stoff, der Schulalltag ist so bunt und bewegt wie überall, zahlreiche Aktivitäten außerhalb des Unterrichts sorgen für Abwechslung, sensibilisieren für einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und natürlich steht, fast jährlich, das Abenteuer Klassenfahrt auf dem Programm.

Die Unterschiede liegen im Detail: Kleinere Klassen, die von Sprachheilpädagogen in Räumen mit Teppichboden und Vorhängen, vereinzelt auch mit schallgedämmten Decken, unterrichtet werden, ein vom Kollegium der Schule entwickeltes didaktisch-methodisches Konzept für den Schriftspracherwerb, das sich an den jeweiligen Bedürfnissen orientiert und phasenweise eine individuelle sprachtherapeutische Förderung, die durch den gleichzeitigen Einsatz von zwei Lehrkräften möglich wird, bilden die Bausteine für den Lernerfolg.

"Wir sind für Wuppertal, Solingen und Remscheid die zentrale Einrichtung, entsprechend hoch ist die Nachfrage", ergänzt Konrektorin Andrea Enders mit Hinweis darauf, dass zu jedem Zeitpunkt ein Neueinstieg möglich ist, ebenso bei Erfolg ein Wechsel an eine allgemeine Schule.

Und sie verschweigt auch nicht, dass die Schule aktuell am Limit geht: Es mangelt an ausgebildeten Sonderpädagogen, die Aufnahmekapazität ist ausgereizt. Keine Frage: Ein entsprechendes Handeln auf schulpolitischer Ebene zwingend angesagt.

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