Unterbarmen „Ein tickender Riese“

Wuppertal · Bei "Jacques Wein-Depot" berichtete Wilfried J. Klein, der Vorsitzende des Unterbarmer Bürgervereins, im Rahmen eines Vortrages von einer Reise in den Iran. Warum hat der Jurist das Land, das der amerikanische Präsident einen "Schurkenstaat" nennt, zusammen mit seiner Lebensgefährtin und dem ehemaligen Vohwinkeler Bezirkspolitiker Hans-Georg Heldmann besucht?

 Wilfried Klein (rechts) bei seinem Live-Vortrag in Unterbarmen. Mitgebracht hatte er außer vielen politisch-gesellschaftlichen Eindrücken auch zahlreiche Bilder...

Wilfried Klein (rechts) bei seinem Live-Vortrag in Unterbarmen. Mitgebracht hatte er außer vielen politisch-gesellschaftlichen Eindrücken auch zahlreiche Bilder...

Foto: Macheroux

Bei "Jacques Wein-Depot" berichtete Wilfried J. Klein, der Vorsitzende des Unterbarmer Bürgervereins, im Rahmen eines Vortrages von einer Reise in den Iran. Warum hat der Jurist das Land, das der amerikanische Präsident einen "Schurkenstaat" nennt, zusammen mit seiner Lebensgefährtin und dem ehemaligen Vohwinkeler Bezirkspolitiker Hans-Georg Heldmann besucht?

 ... beispielsweise vom Eingang der Freitagsmoschee in Isfahan...

... beispielsweise vom Eingang der Freitagsmoschee in Isfahan...

Foto: Wilfried Klein

Wilfried Klein ist als Vize- Präsident des Landgerichts in Pension gegangen. Nach dem beruflichen Ruhestand war er Stadtverordneter der CDU, aktuell setzt er sich für die Interessen der Unterbarmer Bürger ein. Für die Reise in den Iran nennt Klein einen pragmatischen Grund: "Ich war drei Mal in Syrien. Das geht ja jetzt nicht mehr, da haben wir uns zu der Reise in den Iran entschlossen."

 ... oder auch vom „Turm der Freiheit“ in der Hauptstadt Teheran.

... oder auch vom „Turm der Freiheit“ in der Hauptstadt Teheran.

Foto: Wilfried Klein

Zusammen mit einer iranischen Firma in Köln wurde die Reiseroute ausgearbeitet. Auflagen für die individuelle Reise, die von einem iranischen Fahrer und einem iranischen Reiseleiter begleitet wurde, gab es nicht. "Lediglich meine Cornelia musste ein Kopftuch tragen", so Wilfried Klein.

Gerade das Thema Kopftuch ist ein interessanter Gradmesser für bestimmte Zeichen des Wandels in der theokratisch von schiitischen Mullahs geführten 80-Millionen-Einwohner-Republik: Junge Frauen präsentierten sich mit geschminkten Lippen und lackierten Fingernägeln — neugierig aufgeschlossen. Mit der individuellen Art des Bindens des Kopftuchs, das jede Frau im Iran tragen muss, demonstrieren junge Frauen, dass sie bereit sind, einen Teil ihrer Kopfhaare öffentlich zu zeigen. Dabei gibt es angeblich jedes Jahr Millionen Eingriffe der Polizei, 2014 waren es rund 3,6 Millionen, wegen des "Tragens falscher Kleidung" — so Wilfried Klein zum Wandel in kleinen Schritten.

Außerdem: Nach seinen Erkenntnissen haben rund 60 Prozent der Iraner einen Zugang zum Internet — und sind damit auch über das Leben in der westlichen Welt aufgeklärt. Im Gegensatz zu den meisten afrikanischen Staaten haben junge Leute im Iran relativ gute Ausbildungen. "Junge Menschen suchten ganz unbefangen den Kontakt zu uns und fragten nach den Eindrücken, die wir im Land gewonnen haben", berichtet der Vorsitzende des Unterbarmer Bürgervereins.

Die Fragen der Gäste des Vortrages, bei dem auch viele Bilder gezeigt wurden, zielten vor allem auf die politische Zukunft des Landes, das Stellvertreter-Kriege im Jemen, im Irak sowie im Libanon führt. Wilfried Klein hofft, dass das internationale Atomwaffenabkommen mit dem Iran trotz der Ankündigungen von US-Präsident Trump Bestand hat — und die Spannungen im Vorderen Orient durch Verhandlungen beigelegt werden können, so dass auch in Zukunft Reisen in den Iran möglich sein werden.

"Der Iran ist ein tickender Riese", so glaubt Wilfried Klein: Das Land werde durch die Politik der Mullahs weiter für Unruhe im Nahen Osten sorgen. Angesichts der politischen Spannungen hat Wilfried Klein aktuell keine weitere Reise in den Iran geplant.

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