Unterbarmen „Köbners Kirche“: Auflösung nach 171 Jahren

Wuppertal · Eine der ältesten Freikirchen in Wuppertal beendet ihre Gemeindearbeit. In „Köbners Kirche“ in Barmen (Wartburgstraße 44) zieht das „Assemblées de Dieu“ ein.

 Eine Ära endet an der Wartburgstraße.

Eine Ära endet an der Wartburgstraße.

Foto: Gemeinde

Mit sechs getauften Christen ging es 1852 los. Julius Köbner, ein Hamburger Mitarbeiter des Baptistengründers Johann Gerhard Oncken, gründete mit ihnen die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde der Baptisten in Barmen. Sie war die erste Gemeinde im Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens und gilt deshalb als „Mutterkirche der rheinischen Baptistengemeinden“.

Bis Anfang der 1950er Jahre des 19. Jahrhunderts versammelte man sich in den Wohnungen der Gemeindemitglieder. Mit 103 Mitgliedern wurde schließlich im September 1856 die Einweihung der „Eben-Ezer“-Kapelle gefeiert, die heute als Köbners Kirche den Namen des Missionars trägt. Er war übrigens nicht nur Gemeindegründer, sondern auch Musiker. 1849 veröffentlichte Köbner das erste Gesangbuch des Bundes der Baptisten. 59 Lieder dieses Gesangbuchs stammen aus seiner Feder.

Fehlende Kräfte und Mittel

Am 28. April 2024 um 10 Uhr feiert die freikirchliche Gemeinde nun zum letzten Mal in „Köbners Kirche“ einen Gottesdienst. Dann löst sie sich auf. Der Grund dafür ist einfach - und hatte sich bereits seit längerer Zeit angekündigt. „Besonders in den vergangenen Jahren war die Zahl der Mitglieder kontinuierlich gesunken“, sagt Gemeindevorsteher Helmut Hoffmann. Noch in den sechziger Jahren gehörten der Gemeinde rund 400 Mitglieder an.

„Wir sind inzwischen einfach zu wenige, um das Gemeindeleben aufrecht erhalten zu können“, sagt Hoffmann. Die sonntäglichen Gottesdienste seien zuletzt nur noch von rund zehn Menschen besucht worden. „Da uns nachhaltig die Kräfte und die Mittel fehlen, hat die Gemeindeversammlung schon im August vergangenen Jahres beschlossen, dass wir jetzt im April aufhören.“

Dankbarkeit für 171 Jahre Gemeinde

Bei aller Traurigkeit überwiege im Rückblick aber auch die große Dankbarkeit für die mehr als 170-jährige Gemeindegeschichte, betont Hoffmann. „Von dieser Gemeinde sind im Lauf der Jahrzehnte viele Segensspuren ausgegangen. Dafür sind wir unserem Gott von Herzen dankbar.“

Leer bleiben wird die Kirche künftig nicht. Die Assemblee de Dieu, eine französischsprachige Wuppertaler Gemeinde, feierte bereits seit September vergangenen Jahres ihre Gottesdienste in Köbners Kirche und wird die Gemeinderäume im Mai komplett übernehmen. „Über diese Entwicklung freuen wir uns natürlich sehr“, meint Hoffmann.

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