Permakulturhof Vorm Eichholz Ein Garten wie ein Kreislauf

Wuppertal · Ein Verein pachtet einen historischen Bauernhof. Oberhalb der Südstadt gestalten seine Mitglieder einen Selbstversorger-Garten, der sie und ihre Besucherinnen und Besucher nachhaltiges Gärtnern lehrt.

 Uwe Boeck und Monika Heinz zeigen ihr Hochbeet aus Dachpfannen, das Wärme speichert und Wohnraum für zahlreiche Insekten bietet.

Uwe Boeck und Monika Heinz zeigen ihr Hochbeet aus Dachpfannen, das Wärme speichert und Wohnraum für zahlreiche Insekten bietet.

Foto: Bettina Osswald

Aus der Natur heraus wirtschaften und mit ihr im Einklang leben. Von ihr nehmen und ihr wieder etwas zurückgeben. Funktioniert das? Und wenn ja, wie? „Das wussten fast alle Menschen mal“, sagt Monika Heinz. Aber Wissen kann verloren gehen. Gegen diese Amnesie arbeiten die Menschen des „Permakulturhof Vorm Eichholz“ an.

Oberhalb der Südstadt, nahe der Uni, schaffen sie ein Paradies, für Pflanzen, Tiere, Menschen. Sie bestellen Beete, kompostieren ihre Abfälle, ernten ihre Früchte. Lernen selbst mit den Händen in der Erde ständig dazu, um von ihrem Wissen wieder anderen zu erzählen.

Die Jungpflanzen stehen noch im Gewächshaus, aber das Gelände, das sich um den historischen Bauernhof erstreckt, hat schon früh im Jahr unendlich viel zu erzählen. Von Narzissen, die auf einer Wiese stehen, die viele Käfer und andere Insekten beheimatet und deshalb nur zwei Mal im Jahr gemäht wird. Von selbst gebauten Wasserspeichern, die in unterirdischen Leitungen ihre 30.000 Liter über das gesamte Gelände verteilen und bei Bedarf über Hähne angezapft werden. Von Hochbeeten aus Dachpfannen, die Wärme speichern und wieder Heimat für Insekten sind. Es sind unendliche Geschichten, die hier wachsen, zwischen Kohl und Feldsalat, wildem Vergissmeinnicht und Winterdinkel.

All dieses bunte Leben auf 4.000 Quadratmetern hegt und pflegt eine Gruppe Ehrenamtlicher, die aus Überzeugung schaffen. Permakultur steht für ein Kreislauf-System, in dem der Mensch, die Pflanzen und eine Vielzahl von Lebewesen koexistieren. „Mit Mangel auskommen und im Gleichgewicht leben“, sagt Monika Heinz, ist die Philosophie hinter diesem blühenden und schenkenden Garten.

Die erste Vorsitzende des Vereins war von Beginn an dabei, als sich der Verein um den alten Resthof, der dem Gebäude-Management der Stadt gehört, bemühte. Nach ersten Informationen gehörte das Hofgut Vorm Eichholz ursprünglich dem Baron August von der Heydt. Es soll in den 1920er-Jahren in den Besitz der Stadt Elberfeld übergegangen sein. Seitdem wurde das Gut verpachtet.

Seit 2017 sind Monika Heinz und die anderen Vereinsmitglieder nun Pächter von Hof und Grund. Seitdem gestalten sie das Areal zum Selbstversorger-Garten um. Sie rodeten den südlichen Hang, bauten Natursteinmauern, Totholzhecken, bearbeiteten die Erde so, dass sie wieder zum Wasserspeicher werden kann. Wasser, das große Thema des nachhaltigen Gärtnerns, soll bald noch mehr Platz und Raum auf dem Hof einnehmen.

 Uwe Boeck und Monika Heinz.

Uwe Boeck und Monika Heinz.

Foto: Bettina Osswald

Der Verein möchte ein eigenes Feuchtbiotop aus Lehmsteinen anlegen, das Tieren ein Zuhause gibt und das Kleinklima auf dem Gelände positiv beeinflusst. „Wasser ist Leben. Aber ein Teich sollte auch ausgedehnte Sumpfzonen haben“, sagt ihr Mitstreiter Uwe Boeck. Um das Biotop zu realisieren, akquirieren sie gerade Spenden.

Nun müssen aber erst einmal die Gewächshaus-Anzuchten in die Erde gepflanzt werden. Arbeit gibt es reichlich, die Monika Heinz und die anderen Aktiven gar nicht als solche begreifen. „Es geht darum, im Einklang mit der Natur zu leben. Wer sie nicht bezwingen möchte, kann nicht an ihr scheitern. Und wer mit ihr lebt, empfindet sie auch nicht als Anstrengung.“

Wie die Philosophie „Permakultur“ im eigenen Garten umgesetzt werden kann, wie Kompostieren funktioniert, das leben die Vereinsmitglieder nicht nur selbst, sondern davon erzählen sie auch den Besucherinnen und Besuchern. „Wir schaffen hier einen Ort, an dem dieses Wissen erhalten bleibt“, sagt Monika Heinz. „Und wir verstehen uns als Botschafter und stehen gerne für ein anderes Wuppertal ein, das nachhaltig ist und blüht und grünt.“

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