Das China-Tagebuch - Teil 11 Wir versuchen zurückzukehren

Wer die Notizen zum Hinflug dieser Reise gelesen hat, weiß, dass eine gewisse Stressbereitschaft für solch einen Trip hilfreich sein kann. Auch die Rückfahrt hat ihre Tücken. Nicht in Xinxiang, wo ich zum Umziehen, Kofferpacken und Auschecken eine Viertelstunde bekomme.

 26 Stunden später: vier vom deutschen Flughafenwesen gequälte Delegationsteilnehmer.

26 Stunden später: vier vom deutschen Flughafenwesen gequälte Delegationsteilnehmer.

Foto: Hendrik Walder

Aber das klappt, wenn man Laptop, schmutzige Socken, Gastgeschenke, Nadelstreifenanzug, Pyama und Fön mit seinem in China beträchtlich angewachsenen Körpergewicht zusammendrückt und der Zimmerboy dazwischen den Reißverschluss zuzieht. Der Reisebus unserer chinesischen Freunde bringt uns pünktlich zum Schnellzug nach Peking, der gleitet mit 300 km/h zum Südbahnhof. Dort fährt uns der Bus zum internationalen Flughafen. Reibungsloser Check-in, gut beschilderter Monorail-Shuttle zum Gate und dann mit dem Airbus nach Deutschland. Nach 19 reibungs- aber auch ziemlich schlaflosen Stunden landen wir in München. Wir haben's geschafft.

 Als die Welt noch in Ordnung ist: bequemer Schnellzugtransfer zum Pekinger Flughafen.

Als die Welt noch in Ordnung ist: bequemer Schnellzugtransfer zum Pekinger Flughafen.

Foto: Hendrik Walder

Denkste! Wir sind auf dem Franz-Josef-Strauß-Flughafen, jenem großen Freund des chinesischen Machtapparates der 1970er Jahre. Der einzelne Reisende gilt hier nichts im großen Gefüge eines noch größeren Weiterflugverhinderungsplans. Äußerlich entspricht er zwar dem Standard (wenn auch nicht der Größe) der von uns bennutzten chinesischen Flughäfen, in seiner Organisationsstruktur ist er aber mit dem Luftlandeplatz in Radevormwald-Uelfe vergleichbar. Nach dem Ausstieg begeben wir uns in Richtung Transitbereich, unterwegs schickt uns eine bayuwarische Fachkraft zum Schottlbus.

 Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder hat eine städtische Delegation begleitet, die in China die vorhandenen Kontakte zu befreundeten Städten ausbaut und Wuppertal als Wirtschaftsstandort präsentiert.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder hat eine städtische Delegation begleitet, die in China die vorhandenen Kontakte zu befreundeten Städten ausbaut und Wuppertal als Wirtschaftsstandort präsentiert.

Foto: Bettina Osswald

Dessen Wartesaal ist ebenso menschenleer wie abgeschlossen. Der Fahrbetrieb startet erst in einer Viertelstunde, und der von uns per Knopfdruck verbotswidrig angeforderte Crewbus ist auch noch nicht wach. Mit seiner ersten Fuhre setzt uns der Schottlbus im zweiten Versuch am richtigen Eingang ab. Der aber hat keine offene Durchgangstür. Erst ein zufällig passierender Handwerker lässt uns in den nächsten Bereich, wo eine versprengte Polizeibeamtin unsere Pässe kontrolliert. Sie ist zwar freundlich, aber ebenso ahnunglos wie wir, wie man zum Terminal gelangt. Der Weg führt ins nächste Panzerglasaquarium, wo wir um Eintritt in die Schalterhalle bitten, doch ein Türhüter der Flughafenverwaltung erklärt, dass er diesen Zugang erst in 20 Minuten öffnen darf - unser Transfer nimmt kafkaeske Züge an ...

Vor allem droht allmählich der Weiterflug nach Düsseldorf in die Binsen zu gehen. Wie Kai aus der Kiste taucht plötzlich der Flughafenbedienstete Boris Petrenkov auf und weist hinter sich: "Nach obben, dann rrechts und grraddeaus". Wir spurten nach obben, dann rrechts und grraddeaus und stehen urplötzlich vor dem Gepäckschalter, der aber schon geschlossen hat. Unsere deutlich vorgetragenenen Ermunterungen, ihn wieder zu öffnen, fruchten nichts.

Kulanterweise ist man bereit, uns auf den nächsten Flug in einer Stunde umzubuchen. Selbst den bekommen wir nur mit Ach und Krach, das Gepäck freilich kommt in Düsseldorf nur tröpfchenweise auf die nächsten drei Flüge verteilt in Düsseldorf an, weil die oberbayrische Gepäcküberwachungsstelle den geschenkten chinesischen Zinnbecher vermutlich im Röntgengerät mit einem Granatwerfer verwechselt hat.

Hätten wir doch auf Edmund Stoiber und seine unvergesslichen Worte gehört: "Wenn Sie am Flughafen in München noch für Ihren, äh, Weiterflug einchecken müssen, dann fahren Sie besser zum Bahnhof und starten dann am Flughafen, also am ... am Hauptbahnhof in München Ihren Flug. Also anders als in äh, Heathrow in London oder in Peking oder sonst wo, meine sehr ... äh, oder Charles de Gaulle in Frankreich. Wenn Sie sich mal die Entfernungen im Münchener Flughafen anschauen, dann, äh, werden Sie feststellen, dass zehn Minuten Sie jederzeit locker brauchen, um Ihr Gate zu finden, also, wenn Sie es überhaupt erreichen. Wenn Sie aber vom Flug ... vom ... vom Hauptbahnhof starten - Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Zug in 20 Minuten an den Flughafen in ... an den Flughafen Franz Josef Strauß. Dann starten Sie praktisch am Hauptbahnhof in München. Das bedeutet natürlich, dass der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Düsseldorf heranwächst, weil das ja klar ist, weil man dann Weiterflug, äh, vielleicht noch erreicht..."

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