Erfahrungsbericht Nicaragua: Zwei Wochen auf der Baustelle

Wuppertal · Mehrere Monate baute der Verein "Bildung.Bauen" in Nicaragua Schulgebäude aus Lehm, Stroh und Bambus. Auch unsere Volontärin Hannah Florian war für zwei Wochen am anderen Ende der Welt und half beim Bau der Schule.

 v.l.n.r.) Rundschau-Volontärin Hannah Florian mit John Gurski, Anke Repp, Marcel Peters. Jana Bahaus und Anna und Andreu vom Verein „Bildung.Bauen“.

v.l.n.r.) Rundschau-Volontärin Hannah Florian mit John Gurski, Anke Repp, Marcel Peters. Jana Bahaus und Anna und Andreu vom Verein „Bildung.Bauen“.

Foto: privat


Unter der heißen Sonne Nicaraguas verwirklichten Studenten des Bauingenieurswesen der Bergischen Universität Wuppertal fast vier Monate lang gemeinsam mit den Bewohnern des Dorfes Valle el Jiñocuabo ein einzigartiges Projekt: den Bau zweier neuer Schulgebäude aus Lehm, Stroh und Bambus. Anderthalb Jahre haben die Mitglieder des Vereins "Bildung.Bauen" geplant, gerechnet und organisiert, bis schließlich Anfang des Jahres die ersten Freiwilligen einmal um die halbe Welt flogen und in Nicaragua den allerersten Spatenstich setzten.

 Gemeinsam wird die Pfette auf die Stützen gehoben.

Gemeinsam wird die Pfette auf die Stützen gehoben.

Foto: privat


Am 14. April feierten die Dorfbewohner mit einem kleinen Fest den Abschluss des Projekts und die Errichtung ihrer beiden neuen Gebäude, von denen eines, das Auditorium, dem Dorf auch als Versammlungssaal dient. In dem zweiten Gebäude werden zwei neue Klassenzimmer installiert.


Ich war selbst für zwei Wochen in meinem Urlaub in dem kleinen Dorf in Nicaragua und half so gut ich konnte tatkräftig beim Bau der Schule mit — wie es jemand, der vorher noch nie eine Baustelle betreten hat, eben so kann. Das bedeutete für mich vor allem Wasser holen, Strohballen schleppen und verputzen, und zwar mit Lehm, der zu großen Teilen aus Kuh- oder Pferdedung bestand. Trotzdem war es mehr als nur eine tolle Erfahrung, einmal um die halbe Welt zu reisen, um dort aktiv beim Bau eines Gebäudes mitzuhelfen, das hauptsächlich aus Stroh, Bambus und Lehm besteht.

 Das erste der beiden Gebäude hat schon ein Dach aus hochwertigem Wellblech.

Das erste der beiden Gebäude hat schon ein Dach aus hochwertigem Wellblech.

Foto: privat


Allein 17 Stunden dauerte die Anreise nach Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. Weitere vier Stunden rumpelte ich über mehr oder weniger befestigte Straßen, bis ich schließlich, fast schon an der Grenze zu Honduras, im Dorf Valle el Jiñocuabo landete, in dem das Wasser nicht aus der Leitung, sondern aus dem Brunnen kommt und man sich sein Bett — wenn man Pech hat — mit einem Skorpion teilt. Mir ist das zum Glück nicht passiert, doch mein Freund John, der nicht nur für zwei Wochen, sondern drei Monate im Dorf gelebt und gearbeitet hat, brachte mir sofort die allererste und wichtigste Regel bei: "Klopfe morgens immer deine Schuhe aus, bevor du sie anziehst. Skorpione verstecken sich gerne in dunklen Ecken."
Doch nicht nur Skorpione gab es in dem Haus, das John sich mit seinen Gasteltern und insgesamt neun Gastgeschwistern mitsamt Ehefrauen und Kindern teilte, sondern auch Hühner, einen Hahn, Hunde, Katzen und Enten, die, wie und wann es ihnen gefiel, durchs Haus watschelten und dem einjährigen Rodrigo das Essen von seinem Kindertisch mopsten.
Spätestens um 7 Uhr standen täglich alle Helfer auf der Baustelle — da war es noch vergleichsweise kühl — und fingen mit der Arbeit an. Die Dorfbewohner nahmen die Mitglieder des Vereins nicht nur für mehrere Monate in ihren Häusern auf, sondern arbeiteten auch selbst auf der Baustelle mit, verputzen die Strohballenwände mit Lehm, trugen Wassereimer auf ihren Köpfen (das ist gar nicht so leicht, wie es aussieht) und bauten mit großem Engagement an ihrer Schule mit.


Die Grundidee der Studenten des Vereins "Bildung.Bauen": Die Dorfbewohner beim Bau ihrer Schule zu unterstützen und mit Materialien zu bauen, die in Nicaragua leicht zu bekommen sind. So kann das Dorf eventuelle Reparaturen, die im Laufe der Jahre anfallen, selbst beheben. Auf das Fundament aus Beton wurden Strohballen gesetzt, die von einem Tragwerk aus Bambus gehalten werden. Das Dach besteht, wie fast alle Dächer des Dorfes, aus hochwertigem Wellblech. Die Wände aus Stroh und Lehm sorgen dafür, dass es in den Räumen angenehm kühl bleibt. Schließlich werden es in der prallen Sonne in Nicaragua gut und gerne mal über 40 Grad heiß.


Neben "caliente" (heiß) waren "barro", Lehm, und "paca", Strohballen, übrigens die ersten Worte, die ich auf Spanisch gelernt habe und die mir auch jetzt noch, ohne überlegen zu müssen, sofort einfallen.
Mittlerweile haben die letzten Helfer des Vereins das Dorf Valle el Jiñocuabo verlassen. Einige von ihnen werden spätestens in fünf Jahren wiederkommen, um zu sehen, wie sich ihre Gebäude entwickelt haben.

Nach wie vor freut sich der Verein über Spenden zur Instandhaltung der Schule.
Spenden an: Kölner Bank eG, IBAN: DE65 3716 0087 0946 255 009, BIC: GENODED1CGN, Verwendungszweck: Spende Schulbau
Mehr Infos unter www.bilba.eu.

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