Bergische Uni Gemeinsam religiöse Feste feiern

Wuppertal · Rund 40 Studenten und Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde haben sich an der langen Tafel auf der Asta-Ebene der Bergischen Universität versammelt, um gemeinsam die Chanukkia zu entzünden.

 Leonid Goldberg entzündet die Chanukkia, den traditionellen Chanukka-Leuchter auf der AStA-Ebene der Bergischen Uni.

Leonid Goldberg entzündet die Chanukkia, den traditionellen Chanukka-Leuchter auf der AStA-Ebene der Bergischen Uni.

Foto: Simone Bahrmann

Der lange Tisch ist gedeckt mit Wein und Gebäck. Fast alle männlichen Studenten tragen eine Kippa, eine kleine flache Kappe, auf dem Kopf. Leonid Goldberg von der jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal steht am Kopfende der Tafel, hinter ihm ein neunarmiger Kerzenleuchter, die Chanukkia. An acht Abenden im Dezember wird an dem Chanukka-Leuchter jeweils eine Kerze entzündet — zum Gedenken an die Zurückeroberung des Tempels in Jerusalem.

Die Tradition geht darauf zurück, dass der Leuchter im Tempel nach der Rückeroberung nur noch Öl für einen Tag hatte, jedoch ganze acht Tage lang brannte. An diesen acht Tagen feiern die Juden seitdem Chanukka. "Die Familie kommt zusammen, entzündet die Chanukkia, isst gemeinsam und beschenkt sich", antwortet Leonid Goldberg auf die Frage, wie in den Familien heutzutage Chanukka gefeiert wird.

Organisator des Chanukka-Festes an der Bergischen Uni ist Emre-Can Tan. Seit dem Wintersemester ist er im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) aktiv. Er selbst ist kein Jude und gehört nach eigener Aussage generell keiner Religion an. Trotzdem war es ihm wichtig, mit seinen jüdischen Kommilitonen ein Fest aus ihrer Religion zu feiern. "Wir haben hier so viele Weihnachtsfeiern. Auch die muslimischen Gruppen der Uni feiern Opferfest, aber bisher hat noch nie jemand Chanukka gefeiert", erklärt er.

Mit seiner Idee wandte er sich an Leonid Goldberg. "Ich finde das toll", sagt dieser: "Ein Chanukka-Fest hat es an der Uni bisher noch nicht gegeben, dabei studieren auch einige unserer Gemeindemitglieder hier." Zwei Studentinnen aus der jüdischen Kultusgemeinde sitzen zwischen ihren Kommilitonen an der Tafel. Auch der Rabbiner der jüdischen Gemeinde und einige Vorstandsmitglieder haben sich unter die Teilnehmer gemischt.

Mittlerweile ist Leonid Goldberg dabei, die Kerzen der Chanukkia zu entzünden. Sieben Kerzen erleuchten am 18. Dezember die Asta-Ebene der Uni. Vom 12. bis zum 20. Dezember feiern Juden auf der ganzen Welt in diesem Jahr Chanukka.

Nach einem gemeinsamen, hebräischen Lied dürfen die Studenten auf der AStA-Ebene zu Wein und Gebäck greifen. Jetzt beginnt der gesellige Teil des Abends. "Wir haben nicht mit so vielen Studenten gerechnet", freut sich Organisator Emre-Can Tan. Kurz vor der Veranstaltung mussten die Mitglieder des AStA sogar spontan noch Tische und zusätzliches Gebäck organisieren.

Auch die Studentin Julia Heuer ist begeistert von der tollen Atmosphäre: "Ich finde es schön, von anderen Kulturen eingeladen zu werden und freue mich schon auf das nächste Jahr", sagt sie. Tabita Rath ist durch die Plakate an der Uni auf das Chanukka-Fest aufmerksam geworden. "Das Ganze hier fühlt sich für mich sehr familiär an. Ich hatte letztes Semester ein Seminar zum Judentum und bin dadurch neugierig geworden", erklärt die Germanistik- und Geschichts-Studentin.

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