14 Kinder leben im Frauenhaus

Wuppertal · Oft sind es Mütter, die in der Einrichtung Schutz suchen. Die Sozialpädagogin Katrin Weber appelliert, Kindern, die in Gewalt leben, mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

 Katrin Weber arbeitet im Wuppertaler Frauenhaus.

Katrin Weber arbeitet im Wuppertaler Frauenhaus.

Foto: Rundschau

Am gestrigen Weltkindertag wurde weltweit auf die Bedürfnisse und Rechte der Jüngsten in unserer Gesellschaft aufmerksam gemacht. "Kindern ein Zuhause geben", so war der Aktionstag überschrieben. "Ein Zuhause, das gewaltfrei ist", ergänzt Katrin Weber das Motto mit ihrer Herzensangelegenheit. Denn die 53-Jährige arbeitet im Wuppertaler Frauenhaus. Ein Ort, an dem vor allem Mütter Zuflucht vor Gewalt suchen — und ihre Kinder gleich mit.

"Zurzeit leben bei uns zehn Frauen und 14 Kinder", schildert Weber. Die Kapazität ist mal wieder ausgeschöpft — meist ist die Einrichtung voll belegt. Häusliche Gewalt, so ist die Sozialpädagogin überzeugt, sei ein Thema, das nach wie vor aktuell ist. Weber betont: "Und Untersuchungen belegen, die Kinder leiden genauso stark wie ihre misshandelten Mütter."

Die Minderjährigen, die mit ihren Müttern in der Regel dort zwei bis drei Monate Zuflucht bekommen, sind zwischen 0 und 17 Jahren alt. Das Frauenhaus beschäftigt zwei Teilzeitkräfte, die sich ganz den Kinder widmen. Gesprächsrunden, Spiele, Ausflüge — die Mitarbeiterinnen versuchen ein Stück Normalität zu schaffen. Das verlangt viel Einfühlungsvermögen, denn die Auswirkungen des Erlebten, die Katrin Weber und ihr Team bei ihrer Arbeit beobachten, sind erschreckend. Die Kinder verhalten sich ungewöhnlich still, haben Schlaf- und Sprachstörungen oder sind Bettnässer. "Die miterlebte Gewalt versetzt sie in schreckliche Angst. Sie empfinden eine Verantwortung für ihre Mütter und ihre Geschwister. Und manche geben sich selbst die Schuld."

Die Zeit in der Einrichtung nutzen die Mitarbeiter, um für die Kinder langfristig die Möglichkeit eines angstfreien Lebens zu schaffen. "In unserem Bereich ist eine funktionierende Vernetzung zwischen den verschiedenen Hilfsangeboten entscheidend. Das klappt in Wuppertal zum Glück sehr gut."

Kindern zu einem gewaltfreien Zuhause zu verhelfen, da ist sich Katrin Weber sicher, kann vor allem das soziale Umfeld. "Lehrer, Erzieher, aber auch Verwandtschaft und Eltern von Schulkameraden — alle Menschen, die Kinder in ihrem Alltag begegnen, sollten sich für das Thema häusliche Gewalt sensibilisieren", appelliert die Expertin. "Nur so können betroffene Kinder aus ihrer Not gerettet werden."

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