Leserbrief „Was ist an einer fröhlichen Inszenierung auszusetzen?“

Betr.: Musical „Cinderella“, Rundschau-Premierenkritik

 Symbolbild.

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Foto: Rundschau

Die Inszenierung wird als „in die Jahre gekommen", „singspielhaft bieder" und „unterkomplex" beschrieben. (Bedient sich der Autor hier der Jugendsprache, um das junge Publikum anzusprechen und völlig abzuschrecken?)

Was ist an einer fröhlichen, familiengerechten und phantasievollen Inszenierung zur Weihnachtszeit auszusetzen? Sie spricht das junge Publikum an, wie man in der offenen Generalprobe am 8. Dezember 2023 deutlich spüren konnte. Woher soll das Nachwuchs-Publikum für die Oper kommen? Mit Wagner in fünfeinhalb Stunden?

Der Seitenhieb auf „Germanys Next Top Model“ ist vollkommen fehl am Platz, genauso wie der unverschämte Hinweis auf den Body-Mass-Index. Diese Einstellung ist hoffnungslos sexistisch. Reduziert man sich heutzutage noch auf Äußerlichkeiten? Ist nicht immer von Diversität die Rede? Alle beten herunter „auf die inneren Werte kommt es an" und dann kommen solche Äußerungen in einer öffentlichen Kritik. Es gehört für jeden auch viel Mut dazu, sich im vorgeschriebenen Outfit auf die Bühne vor ein großes Publikum zu stellen. Nicht jeder Mann eignet sich zum Bachelor!

Oft wird in dem Artikel darauf hingewiesen, dass sich das Ensemble aus vielen Gast-Sängern zusammensetzt. Auch wenn viele Menschen behaupten, dass sich niemand an Informationen aus dem Netz orientiert – solche Kritiken tragen nicht dazu bei, das Ansehen der Wuppertaler Bühnen zu steigern und damit für ein festes Ensemble interessant zu sein.

Warum es falsch sein soll, eine Darbietungen in Form von Lauftexten zu unterstützen, entzieht sich meinem Verständnis. Auch weltbekannte Musicals setzen auf diese Technik.

Seit diesem Jahr gibt es den Kultur-Pass für junge Erwachsene. Damit soll das Interesse für Kunst und Kultur geweckt werden. Der Versuch droht jedoch zu scheitern, da die Pass-Inhaber das Guthaben lieber für Bücher nutzen, da kein Interesse an der Oper besteht (und mit solchen Artikeln auch nicht gefördert wird).

„Sei Du selbst, dann kannst Du alles erreichen!" Ein Satz, den alle Eltern ihren Kindern vorbeten. Was ist falsch daran? Grundsätzlich kann man (fast) alles schaffen, wenn man mit Leib und Seele dabei ist.

Zu guter Letzt: Der Autor empfiehlt dem Publikum statt eines Opern-Besuchs das Fernsehprogramm. Ja, so unterstützt man das Fortbestehen der Wuppertaler Bühnen wirklich. Mit welcher Berechtigung verfasst man so eine Kritik?

Nicole Renken

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