Leserbrief „Warum muss Amtssprache kompliziert sein?“

Betr: Satzung über die Errichtung, den Betrieb und die Erhebung von Elternbeiträgen für den Besuch von außerunterrichtlichen Ganztags- und Betreuungsangeboten der Stadt Wuppertal vom 13.11.2023, aktuelle Fassung gültig ab 1.8.2024 / Offener Brief an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind

 Brunnen vor dem Wuppertaler Rathaus.

Brunnen vor dem Wuppertaler Rathaus.

Foto: Achim Otto

Sehr geehrter Herr Schneidewind,

soeben erreichen mich die amtlichen Bekanntmachungen der Stadt Wuppertal vom 22. November 2023. Schon beim ersten Punkt dieser Bekanntmachungen zu oben genannter Satzung komme ich ins Grübeln, weil ich allein den Bandwurmsatz gemäß Absatz 1 der Mitteilung mehr als dreimal lesen musste, um den Inhalt verständlich einzuordnen.

Mag sein, dass ich den Morgen-Espresso versäumt habe und nächtliche Überarbeitung mir die Sinne vernebelten. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob jeder, der diese Bekanntmachung liest, sich der Mühe unterzieht, nach mehrfachem Studium einer Einleitung dann noch den gesamten Text zu verinnerlichen.

Warum muss Amtssprache eigentlich immer so kompliziert sein? Damit es der Bürger nicht versteht und sich damit erst gar nicht auseinandersetzt? Weil auch bei Nicht-Beachtung der Satzung und Richtlinien Ordnungsstrafen verbunden sind, wäre folgerichtig wohl sinnvoll, mit Studium solcher Schriftstücke dann auch gleich einen Rechtsbeistand als Übersetzer beizuordnen.

Das Schriftstück trägt Ihre Signatur. Würde ich Sie nun befragen, mir in kurzen, knappen fünf Sätzen zu erklären, welche wichtigen Punkte diese Satzung maßgeblich regelt, worin die Abweichungen zur Fassung vom 13. November 2023 liegen, wie verständlich wäre dann die Zusammenfassung?

Wir reden viel von Entbürokratisierung. Das ist schön und gut. Was aber unternehmen wir wirklich, dieser Bürokratisierung zu entfliehen? Bürokratisierung fängt auch da an, wo Bürger ihre Verwaltung und die Staatsorgane nicht mehr verstehen.

Die zitierte Satzung ist nur ein Beispiel. Viele andere Beispiele ließen sich wie Perlen an einer Kette beliebig aufreihen.

Wie viel kostbare Zeit verbringt wohl eine Schreibkraft, Sekretärin oder Schriftführerin, die Interpunktion korrekt zu setzen, damit die Texte ihren Sinn behalten?

Kann es sein, dass mein Gefühl mich nicht täuscht, dass Menschen und Verwaltung immer gern an alten Zöpfen hängen? Müssen wir nicht ständig reflektieren, dass alte Gewohnheiten auf den Prüfstand gehören?

Bitte setzen Sie sich für verständliches Amtsdeutsch ein.

W. Brigitte Smolka-Bormann

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