Leserbrief „Bin, wie eigentlich jedes Jahr, wieder einmal entsetzt“

Betr.: Wuppertaler Weihnachtsmärkte

 Die Buden vor dem Hauptbahnhof.

Die Buden vor dem Hauptbahnhof.

Foto: Christoph Petersen

Eigentlich freue ich mich auf die kommende Advents - und Weihnachtszeit. Ich möchte mein Herz und meine Seele erfreuen, indem ich mich darauf vorbereite, es Zuhause gemütlich mache, den Weihnachtskram hervorhole, vielleicht ein paar Plätzchen backe, mir Gedanken über den Heiligen Abend mache, und – indem ich hoffnungsvoll auf den Weihnachtsmarkt gehe. (Bilder)

Bilder: Impressionen von den Wuppertaler Weihnachtsmärkten​
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Impressionen von den Wuppertaler Weihnachtsmärkten

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Foto: Christoph Petersen

Denn hier möchte ich ein bisschen festliche Stimmung, den Geruch von gebrannten Mandeln, etwas Musik und den doch so besonderen weihnachtlichen Glitzer einfangen, möchte mich mitnehmen lassen von merkbarer Vorfreude, dem Blick auf liebevoll hergerichtete Büdchen und hübsch dekorierte Häuschen und der sicheren Gewissheit, dass es sich die Veranstalter nicht nehmen lassen, mir genau das vermitteln zu wollen. Ich möchte somit eintauchen und mich verzaubern lassen, will abgeholt und mitgenommen werden und noch lange nach dem Besuch voller Freude daran denken.

Nun (und ich denke, es gibt Einige, die die kommende Aussage unterschreiben würden), dann bin ich hier in Wuppertal, zumindest in Barmen und Elberfeld, wohl vollkommen fehl am Platz. Peng, so, jetzt ist es endlich mal raus, hat sich Platz gemacht über all die angestauten Jahre. Ich habe mir das Geschehen in Barmen als auch in Elberfeld, wider besseren Wissens, noch einmal mit mittlerweile im Tiefschnee stecken gebliebener Resthoffnung angesehen und bin, wie eigentlich jedes Jahr, wieder einmal entsetzt.

Lieblos aufs Pflaster geknallte Bretterbuden, dazwischen gestellte, oft so lieblos behangene und schief stehende Tannenbäumchen, oft umrahmt von achtlos hingeworfenem Müll der Vorbeigehenden, der oft auch nicht beiseite gefegt wird, fehlendes weihnachtliches Angebot in den Buden selbst, fehlende weihnachtliche Beleuchtung und Musik und das Gefühl, einen billigen Abklatsch eines gelungenen Weihnachtsmarktes gegenüberzustehen, haben mich nun endgültig dazu bewogen, lieber in andere Städte zu fahren, um es mir dort vorweihnachtlich gutgehen zu lassen.

Das, was sich Wuppertal hier leistet, ist den Einwohnern gegenüber schon eine, eher antiweihnachtlich anmutende, Frechheit. Wieso ist es in Städten wie zum Beispiel Dortmund oder Hattingen möglich, einen netten und ansehnlichen Weihnachtsmarkt zu erschaffen, dem man ansehen kann, dass man sich auf Weihnachten freut, wo nett, achtsam und mit Liebe dekoriert wird, wo es Dinge zu kaufen gibt, die die Vorfreude steigern, wo man sich gern an ein Büdchen stellt und neugierig hineinsieht oder auch mit leuchtenden Augen etwas erstehen kann, was einem süß und lecker auf der Zunge zergeht, etwas, was besonders ist?

Und wieso ist es hier in Wuppertal mal wieder nur schwer bis, seien wir ehrlich, gar nicht möglich? Gut, die leider viel zu kleine Eisbahn auf dem Laurentiusplatz schien mir ein guter Anfang, vor Ort machte sich jedoch auch hier wieder Ernüchterung breit; auch der freie Neumarkt, der doch genügend Platz für ein tolles Weihnachtsdorf geboten hätte, ist einfach nur peinlich.

So werde ich, enttäuscht von der fehlenden Phantasie und Weihnachtsempathie meiner Stadt, klingeling und jingle bells, tatsächlich woanders hinfahren (müssen). Ich finde, diejenigen, denen ein bisschen was an Weihnachten liegt, haben mehr verdient als das.

Eva Gruber

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