Leser Überzogene Hürden

Betr.: "Es ist ein Teufelskreis", Rundschau vom 24. Februar

Wieder mal ein Fall, zu welch verrückten Situationen das Monster Bürokratie führen kann.

Nach meinen Erfahrungen der letzten zweieinhalb Jahre in der Flüchtlingshilfe stellt es ein massives Integrationshindernis dar: Zum Teil völlig überzogene Hürden, unflexibel, unfähig, undurchschaubar, mit sich selbst beschäftigt, unsicher über die eigenen Kompetenzen.

Eines von vielen Beispielen: Ein irakisches christliches Ehepaar, seit fünfeinhalb Jahren verheiratet, zwei Kinder (somit unverheiratet zu sein in diesem Kulturkreis völlig undenkbar), eindeutige Original-Dokumente, übersetzt, beglaubigt (für etwa 150 Euro), muss zur Anerkennung der Heirat eine Überbeglaubigung dort (im Irak) einholen, wo unsere Botschaft hat "feststellen müssen, dass die Voraussetzungen zur Legalisation von öffentlichen Urkunden im Irak nicht gegeben sind, da es an einer verlässlichen Vorbeglaubigungskette fehlt….".

Dies soll so gehen: Vollmacht, von der irakischen Botschaft in Berlin zu beglaubigen, für im Irak lebende Anwälte (Kosten) oder Verwandte (kaum noch vorhanden), danach Versand der Originaldokumente und Vollmacht (Übersetzung erforderlich?) an diese, von dort zum irakischen Außenministerium (Gebühren!/Schmiergeld?).

Ergebnis? Falls "positive Überbeglaubigung" Rücksendung an Bevollmächtigte, von dort zu Ehepaar, hier Übersetzung und Beglaubigung (80 bis 150 Euro), Anerkennung? Bis dahin massive Nachteile, zum Beispiel Steuerklasse 1.

Unsere ach so überlasteten Staatsdiener können da "leider nichts machen", da das Monster nichts anderes zulässt. Wie bedauerlich.

Dr. Ernst M. Bomhard, Am Brucher Häuschen

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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