Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Stürmer mit Morbus Löw

Wuppertal · Selbst alles Schlechte ist meistens noch für irgendwas gut. Wer zum Beispiel am Mittwoch das 1:2 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Qualifikationsspiel gegen Nord-Mazedonien gesehen hat, wird Corona gar nicht mehr so schlimm finden.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Dazu muss man wissen, dass Nord-Mazedonien seine letzten bedeutenden Auswärtssiege vor rund 2.300 Jahren unter Trainer Alexander dem Großen geholt hat. Aus dieser Ära ist in der aktuellen Mannschaft nur noch der Mittelstürmer übrig geblieben, der einen Ausflug aus dem Seniorenheim nutzte, um Deutschland mit seinem Gichtfuß ein Tor reinzumurmeln.

Das war natürlich nur möglich, weil die deutsche Nationalelf an Morbus Löw im Endstadium leidet. Dabei handelt es sich um eine gerade speziell beim DFB grassierende Krankheit, die aus eigentlich formstarken Kickern innerhalb weniger Trainingstage unter Anleitung eines verwirrten Fußball-Leerers (kein Schreibfehler!) beklagenswerte Rumpelfüße macht. Symptome sind das Auftauchen von Akteuren auf Positionen, die sie immer schon mal nicht einnehmen wollten und auch noch nie gespielt haben, sowie das Treffen von Toren nur noch in der Form, dass die Stürmer dem Trainerstab über den Weg laufen. Im Prinzip ist Morbus Löw also ähnlich wie Corona in der Lage, gewohnte Weltordnungen und Abläufe zum Einsturz zu bringen. Einziger Unterschied: Bei Morbus Löw wissen wir wenigstens ganz genau, dass er spätestens nach dem Sommer vorbei ist.

Schlimmstenfalls werden wir noch bei der Fußball-Europameisterschaft im Juni dagegen ankämpfen müssen, die dann aber nach Lage der Dinge den Vorteil hat, dass sie entweder sowieso ausfällt oder wir die deutschen Spiele zumindest nicht beim Public Viewing angucken können. Wobei: Wussten Sie eigentlich, dass Public Viewing im englischen Wortursprung auch Leichenschau bedeutet? Insofern hätte das ja rein sportlich betrachtet gut gepasst.

Aktuell ist Deutschland in seiner bezeichnenderweise mit dem Buchstaben J wie Jammertal betitelten WM-Qualifikationsgruppe nur Dritter. Mit dieser Platzierung hätte man die Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar verpasst. Die Marketing-Strategen des DFB würden uns das dann als starkes Signal des Protestes gegen die humanitären Zustände in Katar verkaufen, wo bekanntlich gerade in Käfighaltung vor sich hin vegetierende Arbeiter acht Stadien mit einer Kapazität von 370.000 Zuschauern bauen. Die neuen Arenen ermöglichen es, dass nach der WM 13 Prozent der Einwohner des Wüstenstaates gleichzeitig live vor Ort Fußball gucken könnten. Unglücklicherweise hat die Bundesliga von Katar aber nur zwölf Mannschaften, so dass man überhaupt nur sechs Spiele auf einmal ansetzen könnte. Eine Planung mit enormer Weitsicht, die an die Impfstrategie in Nordrhein-Westfalen erinnert: Hier gibt es bekanntlich Unmengen Impfwillige, aber trotzdem phasenweise mehr Impfstoff als Impfberechtigte.

Apropos Impfung: Wir kriegen ja demnächst vielleicht auch noch den Sputnik V-Impfstoff aus Russland. Wer den gespritzt bekommt, geht danach wahrscheinlich ab wie eine Rakete und kann plötzlich kyrillische Buchstaben lesen. Und im Winter wachsen den Impflingen dann Pelzmützen. „Ist aber immer noch besser als AstraZeneca“, werden sich viele sagen. Bei diesem britisch-schwedischen Gebräu weiß man ja inzwischen, dass es zunächst für Menschen über 65 ungeeignet war und jetzt an unter 60-Jährige nicht mehr verimpft werden soll. In den fünf Jahren dazwischen kann man es aber bestimmt bedenkenlos nehmen.

Auf der deutschen Homepage von AstraZeneca steht übrigens gerade ein riesiger Aufruf unter dem Titel: „Werden Sie Teil von AstraZeneca und tragen Sie mit Ihrem Können dazu bei, lebensverändernde Medikamente bereitzustellen!“ Vielleicht hätte man mit der Suche besser vor der Impfstoffentwicklung angefangen ...

Bis die Tage!

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