Beherzter Einsatz in Ostafrika

Die ehemalige Beyenburger Schulleiterin Dorothee Hartmann ist Vorsitzende des Vereins "Paten für Tansania". Ein Engagement, das sie selbst tief beeindruckt.

"Sie standen plötzlich vor der Tür." Immer noch ein wenig ergriffen schildert Dorothee Hartmann ein Erlebnis in Tansania. Als Vorsitzende des Vereins "Patenschaft Tansania" besuchte die Wuppertalerin den Ort Mdawi, in dem verschiedene Hilfsprojekte finanziert werden. Sie erlebte dabei die Ankunft von zwei schwangeren Massai-Frauen, die als erste in die Sanitätsstation kamen, um ihre Kinder dort zur Welt zu bringen. Ihre Männer hockten während dessen vor der Tür. "Normalerweise bleiben sie immer in ihrem Kral und gebären auch dort ihre Kinder." Die ehemalige Schulleiterin der Grundschule Siegelstraße freute sich mit der dortigen Ärztin und ihren Mitarbeitern über dieses großartige Beispiel für ein Umdenken in der sehr traditionsbehafteten afrikanischen Bevölkerung.

Vor fast einem Jahrzehnt griff Steffen Hartmann die Idee des befreundeten Arztes Axel Laumer auf, der in Tansania eine Fortbildung zum Tropenmediziner absolvierte. Die Not der Aids-Waisenkinder veranlasste ihn, nach seiner Rückkehr zunächst in Beyenburg Freunde und Bekannte anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Bald wurden Patenschaften übernommen, Projekte finanziert und eine Sanitätsstelle eingerichtet. Mittlerweile gibt es in Mdawi für 220 Waisenkinder die Möglichkeit, eine Grundschule und eine weiterführende Schule zu besuchen.

Ein großer Wunsch von Axel Laumer wurde 2011 erfüllt. Man eröffnete eine "Nursery School", deren Erzieherinnen vom Verein "Patenschaft Tansania e.V." unterstützt werden. Mittlerweile nahm man den Bau von Holzhütten in Angriff, junge Menschen besuchen eine Nähschule, eine Schlosserei wird an die Schreinerei angegliedert.

Nach dem Tod von Axel Laumer und Steffen Hartmann im Jahr 2012 übernahm Dorothee Hartmann den Vereinsvorsitz. Engagierte Mitarbeiterinnen fand sie bei Anja Vesper und Claudia Altenrath-Kaiser. Mit ihnen und sieben weiteren Personen reiste sie im Sommer 2015 nach zwei Jahren erneut nach Tansania. Dort erwartete sie der ortsansässige Pfarrer, den die Beyenburgerin als wichtigsten Mann vor Ort bezeichnet. "Er wird von allen anerkannt." Das ist besonders bei den eingeborenen Massai von großer Bedeutung. "Natürlich bezahlen wir die Fahrt dorthin selbst, die Spendengelder kommen ausschließlich den Projekten zugute", erklärt die Unruheständlerin. Die Mitgliedschaft im Verein kostet ab 15 Euro jährlich, ein Schulkind benötigt 55 Euro im Jahr.

"Man wundert sich immer wieder", so Dorothee Hartmann, "mit welchen Gegebenheiten die Menschen dort fertig werden müssen." Dass sie dabei oft an ihre Grenzen stoßen, zeigte das Schicksal eines gelähmten Jungen, der immer auf einer Matratze lag. Auf Nachfrage erklärte man den Frauen aus Deutschland, dass die Familie des Kindes keinen Rollstuhl besitze. Anja Vesper mailte das Foto des Jungen nach Wuppertal, und von dort meldete sich spontan ein Spender mit der Nachricht "Kauf einen Rollstuhl, er wird von mir bezahlt." Nun kann der Junge erstmalig in seinem Leben die Umgebung im Sitzen betrachten.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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