Fußball-Regionalliga WSV: Runge für Insolvenz, Bieler endgültig weg

Wuppertal · Der ehemalige Vorsitzende Friedhelm Runge schlägt dem Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV eine Insolvenz in Eigenverwaltung vor. Nur so sei es möglich, den Verein auf solide Beine zu stellen, bekräftigte der 81-Jährige am Sonntag (14. Juni 2020) gegenüber der Wuppertaler Rundschau. Trainer Pascal Bieler wechselt indes nun auch offiziell zum BVB II.

 Die Wege von Sportdirektor Thomas Richter (hinten) und Trainer Pascal Bieler trennen sich.

Die Wege von Sportdirektor Thomas Richter (hinten) und Trainer Pascal Bieler trennen sich.

Foto: Dirk Freund

Nach Informationen unserer Zeitung soll bereits in der kommenden Woche ein externer Insolvenzverwalter einen entsprechenden Plan ausarbeiten. Voraussetzung der Umsetzung ist allerdings, dass der Vorstand und der Verwaltungsrat dem Schritt ausdrücklich zustimmen. Den WSV drücken Verbindlichkeiten in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Runge hält den Club zwar nicht für überschuldet, weil rund 900.000 Euro über Bürgschaften der Sparkasse abgesichert seien. Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit und die ungeklärte Frage, welche finanziellen Forderungen aus nicht bekannten Verträgen noch auf den Verein zukommen könnten, ließen einen anderen Weg nicht zu: „Das kann sich ja sonst zu einem Fass ohne Boden entwickeln.“ Man könne keinen einzigen Sponsoren überzeugen, Geld zu geben, wenn das nicht in eine wettbewerbsfähige Mannschaft, sondern in „Sünden der Vergangenheit der vergangenen Jahre“ fließe.

Runge, der bereits in den vergangenen Monaten die Gehälter gezahlt hatte und nun eine finanzielle Etat-Unterstützung von 500.000 Euro angekündigt hat für den Fall, dass sein Konzept Zustimmung findet, macht Druck. „Um nicht abzusteigen und eine Konsolidierung einzuleiten, sind 1,4 Millionen Euro notwendig“, rechnet er vor. Inklusive bestehender Sponsorenverträge, Mitgliederbeiträge und defensiv gerechneter Zuschauereinnahmen könnte der WSV selber etwa 400.000 Euro aufbringen. Macht zusammen mit der Runge-Zusage etwa 900.000 Euro. „Nur wenn schnell feststeht, wie der WSV künftig aufgestellt ist, lassen sich Unterstützer finden“, so Runge. Zudem müssten nun schnell die ausgearbeiteten Verträge unterschrieben werden, damit die guten Spieler nicht den Verein verließen. Das gehe aber nur mit einem halbwegs verlässlichen Etat.

Einen Neuanfang ganz unten lehnt er kategorisch ab: „Es dauert im besten Fall sechs Jahre, um wieder dorthin zu kommen, wo wir jetzt sind – und der finanzielle Aufwand dafür ist nicht gering. Man braucht doch nur nach Remscheid und Solingen zu gucken, was passiert, wenn man einmal unten ist – man bleibt viele Jahre dort, wenn nicht sogar für immer.“ Nach Rundschau-Informationen lehnen Vertreter der Stadt, mit denen es in den vergangenen Wochen mehrere (erfolglose) Gesprächsrunden gab, eine Insolvenz allerdings ab.

Gesucht wird unterdessen auch ein neuer Trainer: Borussia Dortmund hat inzwischen die Verpflichtung von WSV-Chefcoach Pascal Bieler offiziell bestätigt (die Rundschau hatte am 2. Juni exklusiv berichtet, ebenso über das Interesse an Stefan Emmerling). Runge bestätigte gegenüber der Rundschau erneut Kontakte zu den Ex-Nationalspielern Holger Fach, Jürgen Kohler und Stephan Engels für den Posten des Sportlichen Leiters oder einen für den Sportbereich tätigen Verwaltungsrat. Vor allem steht aber die Grundsatzentscheidung des Vereins.

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