Boxprofi Werner Kreiskott über seine ungewöhnliche WM-Titelverteidigung "Mein Trommelfell spüre ich immer noch!"

Wuppertal / Velbert · Der Wuppertaler Boxprofi Werner Kreiskott hat im Velberter Emka-Sportzentrum den Weltmeistertitel im Schwergewicht des Verbandes World Boxing Union (WBU) erteidigt. Rundschau-Mitarbeiter Joachim Macheroux sprach mit dem 37-jährigen Werner Kreiskott nach dem Sieg durch technischen K.o. vor der siebten Runde.

 Da sind sie: Werner Kreiskott mit dem WM-Gürtel des Verbandes WBU und dem neu hinzugekommenen Gürtel des "International Champion" des Verbandes WBF.

Da sind sie: Werner Kreiskott mit dem WM-Gürtel des Verbandes WBU und dem neu hinzugekommenen Gürtel des "International Champion" des Verbandes WBF.

Foto: Stefan Rittershaus

Rundschau: Sie haben gewonnen, sich aber noch im Ring bei Ihrem Publikum für Ihre Leistung entschuldigt. Warum?

Kreiskott: Ich bin ein ehrlicher Mensch. Ich konnte mit der Leistung nicht zufrieden sein. Es war ein glückliches Ende für mich. Mein Gegner war sehr stark und vor allem schnell auf den Beinen.

Rundschau: Drazan Janjanin hat aber auch sehr unsauber geboxt und ist von dem guten Ringrichter Mustafa Evenay verwarnt und mit einem Punktabzug wegen mehrfachen Schlagens mit der Innenhand bestraft worden. Hat Sie das auch beeinträchtigt?

Kreiskott: Na klar, der hat mich auf das Ohr geschlagen. Mein Trommelfell spüre ich immer noch!

Rundschau: In der vierten Runde sprintete Ihre Frau an den Ring und rief in großer Angst: "Werner, Werner!" Haben Sie das wahrgenommen?

Kreiskott: Ich habe nichts gehört und gesehen. Ich wurde zwar klar getroffen, aber ich war bereit, über zwölf Runden zu fighten.

Rundschau: Nach der sechsten Runde hat die gegnerische Ecke das Handtuch geworfen. Hatten Sie damit gerechnet?

Kreiskott: Nach der fünften Runde hat der Bosnier schon auf seine lädierte Schulter hingewiesen. Dass es sich um eine echte Verletzung handelt, zeigt die Tatsache, dass er direkt nach dem Kampf ins Krankenhaus gefahren wurde.

Rundschau: Vor dem Kampf haben Sie mit Ihrem Vetter Marco Martini, der auch boxte und siegte, den Ring aufgebaut, die Halle bestuhlt und waren in Ihrer Aufwärmphase noch als Parkwächter aktiv. Kann man sich so auf eine Weltmeisterschaft optimal vorbereiten?

Kreiskott: Wir sind wirklich ein Team. Ich weiß, dass ich mich auf meine Jungens immer verlassen kann. Umgekehrt wissen die aber auch, dass ich immer für sie da bin. Ich will mit 37 Jahren nicht viel an meiner aktiven Laufbahn ändern. Der Werner bleibt der Werner. Wenn Freunde mich rufen, dann bin ich da.

Rundschau: Wie lange wollen Sie denn noch boxen?

Kreiskott: Da gibt es keine konkreten Vorstellungen. Ich bin ehrlich. Ich quäle mich nicht gerne vor den Kämpfen. Meinen Weltmeister-Titel werde ich weiter verteidigen. In Entscheidungen über das Ende meiner sportlichen Laufbahn binde ich meine Frau ein. Ihr verdanke ich sehr viel in meinem Leben, das nicht immer erfolgreich verlief ...

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