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„Mehr als bedenklich“

„Mehr als bedenklich“

Eine "wirklich detaillierte Darstellung" der Pläne für ein Factory-Outlet-Center (FOC) am Döppersberg fordern die Elberfelder Einzelhändler.

Nicht nur die kleinen und mittleren Einzelhändler sind es, die jetzt bei einer Pressekonferenz klar machten, dass ihrer Meinung nach ein FOC mit 30.000 Quadratmetern Größe den lokalen Handel gefährdet. Auch Großkonzerne wie Galeria Kaufhof und City-Arkaden-Betreiber ECE sind mit im Kritik-Boot. Alle gemeinsam fordern von Stadtspitze und Investor Clees, die FOC-Pläne komplett offenzulegen. Außerdem müsse es ein unabhängiges Fachgutachten geben, um zu zeigen, was das FOC mit Elberfeld macht.

Kein Problem haben die Händler mit der Vorstellung eines citynahen 10.000-Quadratmeter-FOC im Bundesbahndirektionsgebäude. Aber, so ECE-Regionaldirektor Klaus Grages, ein FOC dieser Größenordnung rechne sich nicht, mindestens 15.000 Quadratmeter müsse solch ein Komplex schon haben. Grages: "Das Bundesbahngebäude ist schon wegen seiner fehlenden Parkplätze für Einzelhandel ungeeignet."
Die Zahlen, die die Elberfelder Händler errechnet haben, sprechen für sich: Seit der B7-Sperrung verliere man 100 Millionen Euro pro Jahr. Nicht durch Staus und Parkplatzsuche, sondern durch Kunden, die nicht mehr kommen — und anderswo einkaufen. Etwa im ebenfalls ECE gehörenden Remscheider "Allee-Center", wo deutlich mehr Kunden aus Ronsdorf, Cronenberg und der Elberfelder Südstadt gezählt werden.

  • Peter Bergener mit seiner Milva-Sammlung.⇥Fotos: Bergener
    Wuppertaler Stadtgeschichte : Als Milva im Elberfelder Kaufhof war
  • Der Haupteingang der Wuppertaler City-Arkaden an
    Aktion am Montagabend : Hilferuf: City-Arkaden und Lichterzauber leuchteten rot
  • Symbolbild.
    Feuerwehr-Einsätze : Zwei Brände in Elberfeld

Auch zu Primark am Döppersberg äußerte sich Grages: Damit würden der City weitere 50 bis 60 Millionen Umsatz entzogen — das sei "zwar verkraftbar", fehle aber natürlich in den Kassen. Die Kombination mit einem Groß-FOC sei allerdings "mehr als bedenklich". Klare Auswirkungen auf den Bereich der Fachgeschäfte seien unvermeidbar, Besucherströme vom FOC in die City werde es nicht geben — und besonders betroffen dürften die Bereiche Elberfelds sein, die weit entfernt von Döppersberg und FOC lägen. Klaus Grages: "Hier ist entweder mit dauerhaften Leerständen oder aber nur noch mit niederwertigerem Handel zu rechnen. Jeder, der etwas anderes erzählt, verkennt die Situation."

Auch "IG1"-Vorstand Matthias Zenker ist sorgenvoll: "All das bedrückt die Interessengemeinschaft", gab er zu Protokoll. Zumal, so die Prognosen, zwölf bis 14 Prozent der bisherigen City-Umsätze ins FOC abwanderten. Und das beträfe eben jene kleinen Fachgeschäfte, die Innenstadt-prägend sind.

Aber auch Großanbieter wie der Kaufhof sehen "eine gewisse Verschlechterung" auf sich zukommen. Rolf Prangels, Stadtmarketingleiter der Galeria Kaufhof, erwartet im FOC ein Angebot von 70 Prozent Bekleidung, 20 Prozent Schuhe, Leder, Sport, Kinderartikel sowie zehn Prozent an Glas und Deko. Das Einzugsgebiet erstrecke sich von Hilden und Düsseldorf über Remscheid und Hagen bis hin nach Dortmund und Bergisch Gladbach. Selbstverständlich würden damit Kaufkraftabflüsse aus Wuppertal gebremst und Neukunden für die Stadt gewonnen. Ob die allerdings die Elberfelder City besuchen, das bezweifelt der Kaufhof-Manager.

Nicht vergessen dürfe man außerdem, dass Remscheid zeitgleich ein (höherwertiges) Designer-Outlet-Center (DOC) plant. Rolf Prangels: "Die Frage ist, wer zuerst fertig wird. Grundsätzlich dürften sich die beiden Center gegenseitig kannibalisieren." Und Klaus Grages von ECE räumte zum Schluss noch mit "einem Märchen", wie er sagte, auf: "FOC-Ware ist keine Vorjahresware. Hier wird dasselbe angeboten, was es auch im Einzelhandel gibt."

Am 16. April 2015 treffen sich die Elberfelder Einzelhändler und FOC-Investor Clees zum Gespräch bei Stadtdirektor Johannes Slawig. Dabei werde man, so Matthias Zenker, den Wunsch nach einem unabhängigen Gutachten untermauern, die "Qualitätsoffensive Elberfeld" und die geplante "Immobilienstandortgemeinschaft Poststraße" in den Vordergrund rücken — sowie von der Stadt klaren Rückhalt und Vertrauen in den bestehenden Einzelhandel einfordern.