Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Talsperrengeschenk

Wuppertal · Alle suchen ja jetzt nach passenden Weihnachtsgeschenken. Deshalb bin ich auch ein bisschen sauer, dass die Stadtwerke gerade klammheimlich zwei Talsperren an den Wupperverband verkauft haben, ohne die vorher mal auf ebay zu stellen oder vielleicht bei Online-City Wuppertal anzubieten.

 Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Eventuell wären die ja was für meine Frau gewesen. Die sagt immer, wir sollen viel trinken, da wäre eine eigene Trinkwassertalsperre zur Bescherung doch ideal.

Gut, der Wupperverband hat natürlich auch 46 Millionen Euro für die beiden Teiche bezahlt. So viel habe ich gerade gar nicht im Haus. Aber in der Niedrigzinsphase kann man ja fast alles günstig finanzieren. Da hätte ich schon gerne mal mitgeboten, um was wirklich Ausgefallenes unter den Weihnachtsbaum legen zu können. Ich hätte mich dann wohl für die Talsperre in Herbringhausen entschieden, weil man bei dem Namen davon ausgehen darf, dass sie kostenlos geliefert wird.

Allerdings ist eine Talsperre ja möglicherweise im weitesten Sinne auch ein Haushaltsgerät. Da muss man erfahrungsgemäß sehr vorsichtig sein, weil Frauen sowas als Geschenk nicht immer mögen. Außerdem schaffe ich es noch nicht mal, ein Buch oder eine CD vernünftig zu verpacken. Die sehen nachher immer aus, als wäre nach Weihnachten im Altpapiercontainer eine Tesafilmbombe explodiert. Und so eine unegale Talsperre als Geschenk einzuwickeln ist bestimmt noch viel komplizierter. Mal ganz abgesehen davon, dass so eine Talsperre ja wahrscheinlich auch gewartet werden muss. Neulich habe ich eine halbe Stunde lang unseren Kaffeeautomaten entkalkt. Der fasst einen Liter Wasser, die Herbringhauser Talsperre ungefähr 2,9 Milliarden. Da bin ich dann aber ganz schön lange dran ...

Also ist es vielleicht ganz gut, dass ich die Talsperre nicht geschnappt habe. Spaß macht die Beschäftigung mit dem Trinkwasser sowieso auch ohne Talsperre. Denn die Stadtwerke haben sich ja bekanntlich mit dem Kartellamt darauf geeinigt, ihren Kunden für knapp vier Jahre 6,8 Prozent des Wasserpreises zu erstatten. Deshalb bekommen wir alle irgendwann 2016 einen Verrechnungsscheck über ungefähr 100 Euro.

Auf geradezu wundersame Weise wird so Wasser in Geld verwandelt. Der letzte, der sowas ähnliches konnte, hat übrigens demnächst Geburtstag. Damals kam bei der Hochzeit in Kana aber nur Wein dabei raus. Bargeld ist eigentlich besser. Da kann man sich von kaufen, was man will. Muss ja keine Talsperre sein.

Bis die Tage!

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