Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Ampeln im Makerspace

Wuppertal · Neulich stand ich im Stau. Überraschenderweise nicht in Wuppertal, sondern in einer Nachbargemeinde, die es trotz bescheidener Größe bei der Produktion von Verkehrsstörungen ebenfalls zu einiger Meisterschaft gebracht hat. Dort wuchs mir also beim Versuch, die aufgerissenen Straßen der Innenstadt mit dem Auto zu durchqueren, gerade ein Bart, als mein Blick auf ein großes Transparent am Straßenrand fiel, das am Eingang einer Schule hing. Darauf stand in überdimensionalen Buchstaben: „Repair Café im Makerspace“.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Nun liegt meine Schullaufbahn schon eine gewisse Zeit zurück, aber ich bin ziemlich sicher, dass wir damals sowas noch nicht hatten. Und falls doch, dann hieß es auf jeden Fall anders. Zum Beispiel „Basteln im Werkraum“.

Wahrscheinlich ist es aber so, dass kein normaler Schüler von heute zu „Basteln im Werkraum“ gehen würde, weil das nicht hip genug klingt. Außerdem hört es sich irgendwie so an, als ob es dort kein W-LAN gibt, womit ein Besuch schon grundsätzlich nicht in Frage kommt. Ein Makerspace ohne W-LAN scheint dagegen kaum vorstellbar, zumal man ja im Repair Café mit Sicherheit auch diverse Tutorials, die früher Gebrauchsanweisung hießen, runterladen muss, um nachgucken zu können, wo beim Fahrrad eigentlich der Vorderreifen sitzt.

In Wuppertal werde ich solche kleinen Entdeckungen am Straßenrand künftig übrigens nicht mehr machen können, weil es bald keine Staus mehr gibt. Wir bekommen nämlich intelligente Ampeln, was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir bisher doofe hatten, was ich durchaus bestätigen kann. Die neuen Ampeln sollen im Gegensatz zu Verkehrspolitikern lernfähig sein und den Autofluss selbständig lenken. Über eine App sagt die Ampel dem Fahrer dabei, wie schnell oder langsam er unterwegs sein muss, um eine grüne Welle zu haben.

Das ist ein hervorragendes System, auch wenn ich bisher der Auffassung war, dass nicht nur die Geschwindigkeit der Autos, sondern in gewisser Weise auch ihre Anzahl die Ursache für Staus in der Stadt ist. Aber möglicherweise werden die intelligenten Ampeln das ja sehr schnell erkennen und selbständig entscheiden, dass sie den Fahrern mehr als nur die Geschwindigkeit empfehlen müssen. Ich könnte mir deshalb vorstellen, dass aus dem Smartphone plötzlich Nachrichten kommen wie: „Sie wollen offensichtlich nach Cronenberg fahren. Lassen Sie das, da gibt es nichts.“ Oder: „Wir verzeichnen derzeit erhöhtes Fahrzeugaufkommen in Richtung Zoo-Stadion. Drehen sie besser um, der WSV verliert sowieso.“

Ideal wäre außerdem, wenn auch die Fahrer untereinander über die App kommunizieren könnten. Vielleicht lassen sich ja sogar schon Textbausteine vorinstallieren, die man im Bedarfsfall nur noch anklicken muss. Also solche Standardsachen, die man dauernd braucht, wie: „Du Birnemann, schon mal was von Blinken gehört?“ oder „Du da mit dem EN-Kennzeichen, dat Gaspedal ist rechts.“

Wo wir übrigens beim Thema Ampeln sind: Heute haben wir ja ziemlich viele, bei denen wir einen Knopf drücken sollen, wenn wir als Fußgänger auf die andere Straßenseite wollen. Ich habe aber irgendwie permanent das Gefühl, dass ich die Ampelschaltung damit ungefähr genauso viel beeinflussen kann, als würde ich auf meine Nase drücken. Das geht Ihnen auch so? Dann müssen wir mit den Ampeln vielleicht mal in den Makerspace, um sie beim Repair Café in Ordnung bringen zu lassen ...

Bis die Tage!

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