Wichlinghausen / Nächstebreck „Friede“ und „Freude“ zu Weihnachten

Wuppertal · Weihnachten und Glocken gehören zusammen. Die Gemeinde Wichlinghausen-Nächstebreck wirtf einen Blick auf die Geschichte ihrer Kirchenglocken.

Die Einweihung im Jahr 1949.

Die Einweihung im Jahr 1949.

Foto: Gemeinde

Eines meiner absoluten Lieblingsweihnachtslieder ist das „Carol of the Bells“, das man zwar ins Deutsche mit „Lied von den Glocken“ übersetzen kann, aber, Schiller sei Dank, nicht sollte.

Ursprünglich war dieses Lied gar kein Weihnachtslied, sondern basiert auf einem ukrainischen Volkslied, in dem es um die Üppigkeit des Lebens geht. In den 1930er Jahren, mitten in der Zeit der Großen Depression, wird das Lied in den USA durch den Arrangeur des NBC Radio Orchesters, Peter J. Wilhousky, für den amerikanischen Markt entdeckt und durch eine Erweiterung des Textes zu einem Weihnachtslied gemacht.

Spätestens seit der berühmte Filmkomponist John Williams das Lied zur Grundlage für eine Melodie im modernen Weihnachtsklassiker „Kevin allein zu Haus“ mit Macaulay Culkin nutze, ist das Lied auch in Deutschland bekannt.

Für Wilhousky war klar, dass ein Lied, in dem Glocken so präsent gespielt werden wie in „Carol of the Bells“, mit Weihnachten zu tun haben muss – schon allein, weil „Jingle Bells" ja auch schon zu seiner Zeit bekannt und beliebt war.

Alte Glocken

Glocken zu Weihnachten? Wie gut, dass da ein passendes kleines Geschenk auf meinem Schreibtisch im Gemeindebüro lag. Zwei beschriebene Seiten erzählen die Geschichte der Glocken vom Hottenstein: Als 1879 die dortige kleine Fachwerkkirche eingeweiht wurde, kamen zwei Bronzeglocken aus Westhofen, heute Stadt Schwerte, und hatten einen ganz und gar preußischen Bezug, waren sie doch zur Goldenen Hochzeit des Kaiserpaars gestiftet worden, dessen Ehe am 11. Juni 1829 geschlossen worden war.

Beide Glocken läuteten sonntags zum Gottesdienst, bis die kleinere von ihnen 1917 im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde. Sie wurde 1924 ersetzt und sollte bis 1949 am Hottenstein hängen. Die größere Glocke wurde 1942 eingeschmolzen und blieb bis 1949 ohne Ersatz.

Neue Glocken

Die einsame kleine Glocke wurde 1949 in den zweiten Nächstebrecker Bezirk Schellenbeck verbracht, um im dortigen Schellenbecker Hof zu läuten, der seit den 1930er Jahren als Gotteshaus in diesem Bezirk fungierte. Am Hottenstein wurden zwei ganz neue Glocken begrüßt. Beide waren vom Bochumer Verein gegossen worden, der 35 Jahre früher auch die Glocken der Wichlinghauser Erlöserkirche produziert hatte.

Am 18. September 1949, dem 14. Sonntag nach Trinitatis, wurden die beiden Kirchenglocken eingeweiht. Zu diesem Ehrentag hatten sich in der Hottensteiner Kirche so viele Menschen zum Gottesdienst versammelt, dass dieser durch eine Lautsprecheranlage auch nach draußen übertragen wurde. Geleitet wurde der Gottesdienst durch den 1949 neu gewählten Barmer Superintendenten Heinz Stöver, der über Frieden als Tat und Gabe Gottes predigte.

An Nachmittag traf man sich im Saal der Gaststätte Oppermann an der Bahnstrecke in Bracken, wo Kirchmeister Paul Hummringhaus sprach seinen Dank an alle Beteiligten aus und erläuterte die Läuteordnung. Zur Finanzierung der Glocken wurde ein Opfer- und Gedenkbuch ausgelegt, in das man sich noch in den folgenden Sonntagen eintragen konnte. Es war durch die große Zahl der Anwesenden schon am 18. September gut gefüllt.

Spruch der Glocken

Vom Tag der Weihung der Kirchen ist auch der folgende Weihespruch überliefert:

Über den Dächern in Dorf und Stadt
Leuten die Glocken früh und spat,
Hier mit dröhnend dumpfen Schwingen
Dort mit hellem, jubelndem Klingen.
Über Städte und Dörfer fern
Leuten die Glocken: „Lobt Gott, den Herrn!“

Flutet von Dach und Turm,
Heilige Klänge, Gottes Sturm!
Ruft am Tage des Herrn zuhauf
Unter die Botschaft Straßab, straßauf!
Mache die Ohren und Herzen ringsum
offen fürs Evangelium!

Ehrliche Arbeit gebt allerwegen
Gutes Geleit mit Gottes Segen!
Menschen mit Leibes- und Seelenwunden
Ladet zu tröstlichen helfenden Stunden!
Auch die Gefängnis und Kerkerzellen
Möget ihr mit euren Beruf noch erhellen!
Sprecht selbst den Ärmsten verlorensten Mann
Liebend und locken im Herzen an!
Bringt Gottes Lob zur Taufstund dar!
Grüßet die Paare am Traualtar!
Gebet mit heiligem ernsten Klang
Euer Geleit beim letzten Gang

Wollt so die Herzen und Seelen beglücken,
Wunden und Schmerzen lind überbrücken!
Ruf sie doch alle in Not und Glück
Treu und vollmächtig zu Gott zurück!
Waren durch lange Jahre stumm
Menschen und Mächte brachten euch um.
Läutet nun wieder nah und fern
Laut eure Botschaft: „Lobt Gott, den HERRN“
Läutet uns heute und alle Zeit
„Friede“ und „Freude“ der Ewigkeit

Aus wessen Feder der Weihespruch stammt, ist nicht überliefert. Doch seine letzten Zeilen rufen uns gerade auch in der heutigen Zeit die frohe Botschaft zu.

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