Interview mit Vohwinkel Flohmarkt-Veranstalter Frank Varoquier "Wenn es los geht, bin ich glücklich"

Wuppertal · Am kommenden Sonntag steht mit dem Vohwinkeler Flohmarkt ein Großereignis auf dem Veranstaltungskalender der Stadt Wuppertal. Seit sechs Jahren organisiert Frank Varoquier die Trödelmeile unter der Schwebebahn.

 Oberbürgermeister Andreas Mucke und Organisator Frank Varoquier schlendern über den Vohwinkeler Flohmarkt.

Oberbürgermeister Andreas Mucke und Organisator Frank Varoquier schlendern über den Vohwinkeler Flohmarkt.

Foto: OMK Media Oliver M. Klamke

Trotz des immensen Stresses fand er Zeit für ein Gespräch mit der Rundschau.

Rundschau: Was hat Sie dazu bewogen, diese Herausforderung anzunehmen?

Varoquier: Der alte Veranstalter wollte nicht mehr, aber mir war sofort klar, dass diese Tradition nicht sterben durfte. Der Vohwinkeler Flohmarkt ist weltweit so bekannt wie die Schwebebahn, eben ein Alleinstellungsmerkmal für Wuppertal, also habe ich die Verantwortung übernommen.

Rundschau: Sind Sie selber begeisterter Hobbytrödler und haben über Jahre am Flohmarkt teilgenommen?

Varoquier: Ich kannte die Veranstaltung rauf und runter und war mit der Organisation vertraut. So etwas übernimmt man nicht aus dem hohlen Bauch heraus. Mit meinem Karnevalsverein habe ich dort jahrelang Reibekuchen verkauft, außerdem habe ich auch beruflich mit Großveranstaltungen zu tun.

Rundschau: Was war in Ihrem ersten Veranstaltungsjahr die größte Herausforderung?

Varoquier: Die Nacht vor dem Flohmarkt, das Einzeichnen der einzelnen Parzellen und der Umgang mit den Trödlern, das kannte ich bis dahin ja nicht. Aber alle waren sehr nett, außerdem habe ich tolle Unterstützung von der Verwaltung bekommen, gerade auch in Sicherheitsfragen.

Rundschau: Ist die Organisation für Sie heute leichter geworden?

Varoquier: Es ist immer noch eine Herausforderung, Routine kommt nicht auf. In jedem Jahr taucht urplötzlich ein Problem auf und man fragt sich, wie komme ich nun aus der Nummer raus. Ich bin jedes Mal glücklich, wenn es am Sonntagmorgen losgeht. Dann kann ich nichts mehr machen. Und nach wie vor muss ich die Stadt und besonders das Ordnungsamt loben. Wir arbeiten sehr gut zusammen, bei Kontroversen wird diskutiert, beide Seiten sind offen und bisher haben wir immer einen guten Weg gefunden.

Rundschau: Was hat sich nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt geändert?

Varoquier: Die Polizeipräsenz ist sehr viel größer geworden und natürlich die Lkw-Sperren in den Seitenstraßen, die die AWG übernimmt.

Rundschau: Wie viele Helfer sind am Flohmarkt-Tag im Einsatz?

Varoquier: Ich selber habe 30 ehrenamtliche Helfer, dazu kommen die Verkehrskadetten aus Solingen, die die An- und Abfahrt überwachen und die Zufahrtssperren kontrollieren. Außerdem sind das Ordnungsamt, die Rettungsdienste und die Feuerwehr vor Ort.

Rundschau: Was kostet die Organisation des Flohmarkts und wie wird er finanziert?

Varoquier: Unter 50.000 Euro läuft da nichts, daher freuen wir uns über jede Spende. Es müssen rund 3.000 Verkehrsschilder auf- und nach dem Markt wieder abgebaut werden, das müssen wir bezahlen. Müllabfuhr und Sanitätsdienst zahlen wir ebenfalls, dann kommen die kleinen Dinge wie Briefmarken, Papier für den Drucker, Cola für die Helfer, das summiert sich schnell. Außerdem haben wir eine kleine Bühne mit Live-Programm, die Künstler werden ebenfalls von uns bezahlt. Daher nehme ich auch immer Profi-Händler und Imbiss-Buden dazu, die zahlen eine weitaus höhere Standmiete als die Hobbytrödler.

Rundschau: Wie sieht der Flohmarkt-Sonntag für Sie persönlich aus?

Varoquier: Der beginnt für mich schon am Samstagmittag, dann besuche ich das Nachbarschaftsfest und die "Aktion V", bespreche mich kurz. Anschließend bauen wir unsere Einsatzzentrale auf dem Lidl-Parkplatz auf. Das sind zwei Sendemasten, Generatoren, zwei Wohnwagen und wir haben eine professionelle Funkanlage. Ab 22 Uhr gilt das Halteverbot entlang der Festmeile, wir kontrollieren die Strecke, lassen Autos abschleppen, die stehen geblieben sind. Um 23.30 Uhr sollte die Strecke sauber sein, denn dann beginnt der Aufbau. Um 5 Uhr ist dann Begehung und Abnahme durchs Ordnungsamt, dann fällt der Startschuss. Um 18 Uhr bitten wir die Teilnehmer, zügig abzubauen, gegen 19 Uhr kommt die Müllabfuhr, anschließend bauen wir unsere Zentrale ab. Wenn ich dann um 23 Uhr endlich Zuhause bin, schaffe ich nicht mal mehr eine Flasche Bier.

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