Nur ganz knapp überlebt

Der Verfolgung und Deportation der ehemals in Wuppertal lebenden Sinti- und Roma-Familien hat sich der "Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal" angenommen. Jetzt ist eine Gedenktafel für die Familie Paßquali enthüllt worden.

Sogenannte "Zigeunerlager" in Wuppertal hatten die Nazis am Blombacher Bach, am Nöllenhammer auf Küllenhahn und ab 1942 in einer Notsiedlung auf dem Klingholzberg eingerichtet. Vereinzelt lebten die Sinti- und Roma-Familien auch in dürftig ausgestatten Mietwohnungen. So die Zirkusartistenfamilie Paßquali, die zuerst an Wittensteinstraße und später im unteren Teil der Oberbergischen Straße (heute Heinz-Klunker-Straße) auf dem jetzigen Gelände der Christian-Morgenstern-Schule gelebt hatte.

In einer Gedenkfeier in der alten Turnhalle der Schule gedachten die Schüler in würdigem Rahmen, begleitet vom Schulorchester und mit Zirkusdarbietungen, des Schicksals der Artistenfamilie. Bei einer Projektwoche hatte sich die 12. Klasse mit Lehrer Jürgen Möller ein Jahr lang intensiv mit der Familie Paßquali befasst.

Anlässlich des 74. Jahrestages der Deportation der Wuppertaler Sinti und Roma war auch Karl Paßquali zu der Gedenkfeier erschienen: Der Sohn der Zirkusbesitzer Anna und Josef Paßquali wuchs in der Großfamilie mit seinen Brüdern Johannes, Josef, Heinrich und Martin und den Schwestern Maria und Veronika als Zirkusartist und Stepptänzer auf.

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Durch die Nazis ist die Familie 1940 in Unterbarmen 1940 zwangsangesiedelt worden. Am 10. Februar 1940 wurden die vier Brüder zusammen mit drei Cousins verhaftet und — nach Untersuchungshaft in Essen — ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Die Eltern, ein Onkel und die beiden Schwestern wurden am 3. März 1943 nach Ausschwitz deportiert, wo Anna, Josef und Hugo Paßquali ermordet worden sind. Maria und Veronika überlebten und wurden von der russischen Armee befreit. Johannes starb im KZ Sachsenhausen, Josef im KZ Neuengramme.

Karl Paßquali überlebte fünf Jahre KZ-Haft in Sachsenhausen, Buchenwald, Dachau und im Außenlager Königshöher Weg in Wuppertal. Auf einem Todesmarsch in ein weiteres Lager wurde er dann von US-Truppen befreit. Paßquali war so geschwächt, dass er erst nach einem halben Jahr in einer Lungenheilanstalt wieder in seine Heimat nach Oldenburg ziehen konnte. Dort erfuhr er, dass aus seiner Familie nur Bruder Martin und die Schwestern Veronika und Maria den NS-Terror überlebt hatten.

Das ehemalige Wohnhaus in der Oberbergischen Straße wurde während des Luftangriffs auf Barmen völlig zerstört. Eine Gedenktafel erinnert jetzt am Zaun des Schulgrundstücks an das Schicksal der Familie Paßquali.