Ronsdorf Zehn Jahre für eine Bushaltestelle

Wuppertal · 2011 gab es die erste Initiative für eine moderne, regengeschützte Haltestelle im Ronsdorfer Zentrum. Seither ist nichts passiert. Das Projekt wird immer wieder verschoben. Zurzeit auf 2021.

 „Volles Haus“ im Stadtteilzentrum: Mittwochnachmittag an der Bushaltestelle Ronsdorf Markt.

„Volles Haus“ im Stadtteilzentrum: Mittwochnachmittag an der Bushaltestelle Ronsdorf Markt.

Foto: Ursula Conrads

Mittwoch, 15.15 Uhr. Christel Wiechulla blickt aus dem Fenster über den Bandwirkerplatz hinaus auf Ronsdorfs zentrale Bushaltestelle namens "Ronsdorf Markt". Auf dem Gehweg an der Staasstraße drängen sich zahlreiche Gesamtschüler, weil es keinen Nachmittagsunterricht gibt. Fußgänger versuchen, sich durch die wartenden jungen Leute zu quetschen. Manchmal werden Schüler auf die Straße geschubst. Anscheinend hat es noch keine Unfälle gegeben. Und: Von Regenschutz ist (natürlich) keine Spur!

Das Netz-Management der Stadtwerke ("WSW mobil") nennt für die Haltestelle Jahreswerte von 160.000 Einsteigern und 65.000 Aussteigern. Ulrike Schmidt-Keßler vom Presseamt: "Die Stadtverwaltung hält die Situation für unbefriedigend. Eine notwendige Verbesserung ist nur im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel möglich."

Den Haushalt stellt der Verwaltungsvorstand, besetzt mit Amtsträgern aus CDU und SPD, für jeweils zwei Jahre auf und lässt ihn vom Stadtrat, zuletzt 2017, absegnen. Der Einfluss der Ronsdorfer Politiker, ob Bezirksvertreter oder im Stadtteil gewählte Stadtverordnete, scheint gering: Seit dem ersten Antrag der SPD-Fraktion im Jahr 2011 gelang kein Durchbruch. Aus dem Rathaus in Barmen kamen nur Terminverschiebungen — im Haushalt 2016/17 auf 2020, 2018/19 ins Jahr 2021. Es geht um 120.000 Euro für Tiefbauarbeiten.

Schmidt-Keßler will von sachlichen Hindernissen nichts wissen: "Es gibt nur finanzielle Gründe, weil die Haushaltsmittel priorisiert eingesetzt werden müssen."
Ludwig Froning vom WSW-Netz- und Infrastrukturmanagement: "Uns liegt ein Plan der Stadt aus 2008 vor, in dem eine grobe Skizzierung einer möglichen Umsetzung dargestellt ist. In Abstimmung mit der Stadtverwaltung kommen aktuelle Informationen zum Planungsstand von dort. Sobald die Planungen konkreter werden, tauschen wir uns selbstverständlich eng mit der Stadt aus." Geplant ist, die Wartefläche auf einer Länge von etwa 45 Metern auf knapp fünf Meter zu verbreitern. Die Fahrbahn würde entsprechend verschwenkt, so dass Teile des Bandwirkerplatzes ebenfalls angepasst werden müssten. Auf den Gehweg entlang der Staasstraße könnte verzichtet werden, weil wenige Meter weiter ein Weg parallel verläuft.

Zwischen Stadt und Stadtwerken gibt es eine Vereinbarung, dass die Haltestellenausrüstung mit Wetterschutz, Vitrinen, Sitzplätzen und Abfallbehälter durch die WSW zu planen, zu finanzieren und zu bauen ist. Im Vorfeld der Baumaßnahme werden Fördermöglichkeiten geprüft. Erste Grobkalkulation des WSW-Anteils: 30.000 Euro.
Froning ist sich des geringen Kundenservices bewusst: "Fahrgastwartefläche zu schmal, kein Witterungsschutz. Mit dem geplanten Ausbau würde die Erwartungshaltung der Fahrgäste an eine kundenorientierte und moderne zentrale Haltestelle erfüllt. Wir sehen den Ausbau sehr positiv. Die deutliche Verbesserung für die Fahrgäste rechtfertigt auch den Investitionsanteil der WSW."

Während sich Harald Kroll, Sprecher der SPD in der Bezirksvertretung Ronsdorf, im Gespräch mit der Rundschau für einen baldigen Ausbau der Bushaltestelle engagiert und die bisherigen Zeitverschiebungen kritisiert, halten sich andere Politiker im Stadtteil und in der Ratspolitik zurück.
Jana Hornung, Sprecherin der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Ronsdorf, erklärt das so: "Selbstverständlich ist auch die CDU als Partei, in der Bezirksvertretung und im Stadtrat, für eine Anpassung der Bushaltestelle an die heutigen Bedürfnisse. Seit ich in der Bezirksvertretung bin, wurde das Thema allerdings immer durch die SPD-Fraktion besetzt. Die SPD und Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes sollen die Möglichkeit haben, in ihrer eigenen Talfraktion und ihren Beigeordneten gegenüber ihr Anliegen vorzutragen. Inwieweit das geschehen ist, kann ich nicht beurteilen, da ich darüber nie eine Auskunft erlangt habe."

Die CDU-Politikerin weiter zur Rundschau: "Sollte seitens der SPD der Wunsch bestehen, dass unsere Stadtverordneten die Thematik intensiver im Tal in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, so genügt ein Anruf."

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