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Ehemaliges Schloss im Briller Viertel: "Auf eine Goldgrube gestoßen"

Ehemaliges Schloss im Briller Viertel : "Auf eine Goldgrube gestoßen"

Eine alte Postkarte führte Willi Blömeke auf die Suche nach einem verschwundenen Schloss im Briller Viertel. Nicht nur er wurde fündig.

Es war um 1895, als ein Bau das Erscheinungsbild des Viertels prägte. 40 Jahre lang nur, dann wurde das Gebäude abgerissen und geriet in Vergessenheit. Bis 2010. "Ich bin zufällig auf die Postkarte gestoßen und entdeckte die Häuser, die heute noch auf der anderen Straßenseite in der Viktoriastraße stehen. Und schemenhaft eine imposante Villa an der Stelle, wo ich wohne. Ich wurde neugierig und habe beschlossen: Die gräbst du aus", berichtet der Senior.

Seine Recherche beginnt im Stadtarchiv und führt über viele weitere Stationen der Zeitgeschichte zu dem Ergebnis, dass der Bankier Gustav Hueck, Teilhaber des Elberfelder Bankhauses "von der Heydt, Kersten und Söhne" das schlossähnliche Monument erbauen ließ, in dem er bis 1920 mit der Hausdame und späteren Ehefrau Emilie Entholt lebte.

 Willi Blömeke gab den Anstoß für ein wichtiges Werk zur Wuppertaler Architekturgeschichte.
Willi Blömeke gab den Anstoß für ein wichtiges Werk zur Wuppertaler Architekturgeschichte. Foto: Manfred Bube

1921 wird die "Engels, Paul, Fbkt." im Adressbuch als Eigentümer genannt, ab 1923 die jüdische "Louis Beer GmbH". "Ab da kam ich nicht mehr wirklich weiter, fand auch keine Fotos und habe 2012 den Kunst-Professor Hermann Mahlberg, Leiter der Forschungsstelle für Architekturgeschichte und Denkmalpflege von der Bergischen Universität um Unterstützung gebeten", so Blömeke. Doch Mahlberg winkt ab: Die Villa Hueck sei ihm nicht bekannt.

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Vier Jahre später dann meldet sich der inzwischen emeritierte Hochschullehrer zurück mit den Worten: "Ich habe ein Buch für sie". Er bringt es persönlich vorbei mit den Worten: "Sie haben mich auf eine Goldgrube gestoßen!"

Hintergrund: Blömekes Anfrage ließ Mahlberg keine Ruhe, auch er ist der Sache nachgegangen und darauf gestoßen, dass seinerzeit der hessische Architekt Heinrich Metzendorf nicht nur die stattliche Villa mit vier Etagen und 2.800 Quadratmetern Wohnfläche entworfen hat, sondern einige weitere Prachtbauten in Wuppertal wie die Villa Amalia oder die Villa Esser. In seinem gemeinsam mit Professorin Helga Nußbaum geschriebenen Buch "Heinrich Metzendorf und seine Villen im Rheinland — Das verschwundene Schloss und ein wiederentdeckter Architekt" würdigt Mahlberg die Wuppertaler Schaffensperiode des begnadeten Metzendorf, der sich im Alter von 58 Jahren in Heppenheim das Leben nahm.

"Er hat in seinem Buch vermerkt, dass ich die Initialzündung dazu gegeben habe. Das freut mich", sagt Willi Blömeke. Und berichtet davon, wie es weiter ging mit der Villa Hueck. "Nachdem die Louis Beer GmbH in Konkurs gegangen ist, hat die Allianz und Stuttgarter Lebensversicherung AG das Gebäude 1935 erworben und direkt abreißen lassen, um für sechs Wohnhäuser im Bereich der Viktoria- und von der Tann-Straße Platz zu schaffen. Laut Professor Manfred Brusten wird die Versicherung in diesem Zusammenhang als "Arisierer" genannt. Das spricht für sich." Unabhängig davon hat Willi Blömeke sein Ziel erreicht: Die Villa Hück lebt, wenn auch nur in Buchform, weiter.