Fußball: Interview mit dem scheidenden Torjäger Ellmann: "WSV hält die Klasse!"

Wuppertal / Ratingen · Nach drei Jahren verlässt Marvin Ellmann den Wuppertaler SV - mit dem er den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga geschafft hat. Im Rundschau-Interview blickt der 28-Jährige zurück und vor.

 Marvin Ellmann (re.) dribbelt nun in Ratingen weiter.

Marvin Ellmann (re.) dribbelt nun in Ratingen weiter.

Foto: Dirk Freund

Rundschau: Im Sommer 2013 sind Sie von Rot-Weiß Essen zum Wuppertaler SV gewechselt. Wie fällt Ihr Fazit nach drei Jahren WSV aus, für den Sie in dieser Zeit 104 Pflichtspiele mit 61 Toren bestritten haben?

Ellmann: Durchweg positiv! Als damals der Anruf von Achim Weber kam und er mich fragte, ob ich Teil des Neuanfangs werden wolle, musste ich nicht lange überlegen. Ich hatte keine Scheu mitzuhelfen, dem finanziell klammen Verein sportlich wieder auf die Beine zu helfen. Und heute kann ich sagen: Das war definitiv die richtige Entscheidung.

Rundschau: Können Sie eine Top 3 der besten Spiele in Ihrer Zeit bei den Rot-Blauen aufstellen?

Ellmann: Ja, da muss ich aber etwas weiter ausholen: Zwei absolute Highlights waren sicherlich die beiden Abendspiele gegen Rot-Weiß Oberhausen im Niederrheinpokal. Im meinem ersten Jahr beim WSV mussten wir bereits im Achtelfinale gegen RWO ran und lagen bis in die Schlussphase zurück. Damals gelang mir noch der Ausgleich, und wir konnten das Spiel in der Verlängerung für uns entscheiden. Diese Saison war es dann ja im Halbfinale noch etwas dramatischer. Das Elfmeterschießen wird sicherlich in Erinnerung bleiben. Und dann noch - ebenfalls im ersten Jahr - meine drei Tore in der Hinrundenpartie gegen Speldorf.

Rundschau: Moment, das Pokalspiel kurz vor Weihnachten 2015 bei Schwarz-Weiß Essen (3:0) findet keinen Platz? Immerhin haben Sie die Vorlage zur Führung gegeben, danach selbst zwei Tore erzielt und sind dann für die letzten Minuten auch noch als Torwart eingesprungen …

Ellmann: Klar, das erlebt man auch nicht alle Tage (lacht). Uns fehlte bei einem Trainingsspiel mal ein Keeper, und ich hatte mich damals bereit erklärt, zwischen die Pfosten zu gehen. Als es gegen Schwarz-Weiß Essen dann wieder einen Freiwilligen brauchte, habe ich mir erinnert, dass wir das Trainingsmatch gewonnen hatten. Zum Glück war es ja nur für ein paar Minuten. Aber das war natürlich ein besonderes Erlebnis und ein Novum in meiner Karriere. Tore zu schießen liegt mir aber insgesamt besser, als sie zu verhindern …

Rundschau: Mit Ercan Aydogmus hatten Sie in der vergangenen Spielzeit einen starken Kontrahenten um die Position in der Sturmspitze und standen in der Liga letztlich nur elf Mal von Beginn an auf dem Platz. Würden Sie die Aussage unterschreiben, dass es für Sie persönlich zuletzt nicht immer rund lief?

Ellmann: Natürlich war ich mit meinen Einsatzzeiten nicht mehr so zufrieden, nachdem ich zuvor unangefochtener Stammspieler war. Nichtsdestotrotz habe ich mich auch in diesem Jahr unter Stefan Vollmerhausen weiterentwickelt. Es gab einige Bereiche, in denen ich mich verändern und anpassen musste - auch charakterlich. Es hat etwas Zeit gebraucht, um mich unter anderem an das Spielsystem zu gewöhnen, aber in der Hinrunde bin ich dann auch regelmäßig zum Einsatz gekommen. Anfang des Jahres gab es leider einen ärgerlichen Arbeitsunfall, der mich zurückgeworfen hat. In der Zeit hat die Mannschaft gewonnen, und es gab für den Trainer auch keinen Grund etwas zu verändern. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich nicht immer so bei 100 Prozent war. Trotzdem habe ich immer versucht alles zu geben, um beim großen Ziel, dem Aufstieg, mitzuhelfen.

Rundschau: Es gab in den vergangenen Monaten immer wieder Gerüchte, dass Stefan Vollmerhausen und Sie es nicht miteinander können. Zwischendurch waren Sie sogar mal suspendiert. Ist da etwas dran?

Ellmann: Das stimmt nicht, nein. Klar gibt es mal Meinungsverschiedenheiten. Aber nicht unbedingt zwischen dem Trainer und mir, sondern auch als Spieler untereinander. Schließlich hat jeder seine eigene Meinung und seine eigenen Vorstellungen. Als Trainer musst du das Gesamtziel im Auge behalten, und dabei darf niemand stören. Im Endeffekt hat der Erfolg ihm Recht gegeben, aber auch uns als Mannschaft. Wir waren einfach ein eingeschworener Haufen. Deswegen hat der Trainer alles richtig gemacht.

Rundschau: Ihr Wechsel zu Germania Ratingen ist schon länger in trockenen Tüchern. Viele Fans sind traurig, dass der beste Torschütze der vergangenen Jahre den Verein verlässt. Ging der Wechselwunsch letztlich von Ihnen aus oder hat der Verein kein neues Vertragsangebot vorgelegt?

Ellmann: Ich habe Anfang des Monats geheiratet, meine Frau ist schwanger und das Kind wird noch dieses Jahr zur Welt kommen. Der Aufwand in der Regionalliga wird nicht weniger. Ich muss morgens früh zur Arbeit, bin dann nach dem Training erst spät zu Hause - da bliebe kaum Zeit für die Familie. Und deswegen habe ich mich zu diesem Schritt entschieden. Ich freue mich auf die neue Herausforderung, hoffentlich wieder mehr Einsatzzeit und besonders schön ist natürlich, dass Tim Manstein ebenfalls mit nach Ratingen kommt.

Rundschau: Was trauen Sie dem WSV in der Regionalliga zu - und welche Ziele verfolgen Sie bei Germania?

Ellmann: Es wird wieder eine gute Truppe auf dem Platz stehen, bei der die Mischung aus alten und jungen Spielern stimmt. Und deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass der Klassenerhalt gelingen wird! Der WSV wird seinen Weg in der Regionalliga gehen. In Ratingen ist zunächst einmal wieder alles neu für mich, aber ich gehe davon aus, dass wir eine bessere Saison spielen werden, als es bei Germania diese Saison der Fall war. Die Mannschaft hat absolut Potenzial, ansonsten würde ich dort auch nicht hinwechseln. Und dann warten wir einfach mal ab, wie wir so in die Saison starten.

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