Unterbarmen Wittensteinstraße: Fassaden im grünen Bereich

Wuppertal · Die ehemalige Fabrik Gebrüder Meyer wird saniert und erweitert – doch das Fassadengrün wirft Fragen zum Brandschutz auf.

 Fassadengrün kann viel – und ist brandschutztechnisch unbedenklich, wenn es gut gepflegt wird.

Fassadengrün kann viel – und ist brandschutztechnisch unbedenklich, wenn es gut gepflegt wird.

Foto: Renaissance AG

Moderne und nachhaltige Wohnungen für Studierende entwickelt die Renaissance AG zurzeit an der Wittensteinstraße. Die ehemalige Textilmaschinenfabrik Gebrüder Meyer soll saniert und um einen Erweiterungsbau mit Grün an der Fassade ergänzt werden.

Nachhaltigkeit in doppelter Stärke, findet die Renaissance AG. Denn erstens werden viele Teile des ehemaligen Fabrikgebäudes für die neue Erweiterung genutzt, sodass Fahrstuhl und Treppenhaus geteilt werden und mehr Wohnraum übrig bleibt. Zweitens schlucke die Begrünung Schall, sie kühle im Sommer, sei Lebensraum für Vögel und Insekten, absorbiere Feinstaub und CO2 und kann zu Stressabbau führen.

Renaissance-Vorstand Christian Baierl nennt noch eine Besonderheit: Es handelt sich bei dem Gebäude an der Wittensteinstraße um die erste Grünfassade, die in dieser Form genehmigt wurde, es ist – in Abstimmung mit der Wuppertaler Feuerwehr und dem Bauamt – zu einem Pilotprojekt in Sachen Brandverhalten bei einer Grünfassade geworden. Eine Gutachter-Firma hat die geplante Fassade an der Wittensteinstraße auf den Fall eines Brandes hin untersucht und festgestellt: Es gibt keine brandschutztechnischen Bedenken gegen die Fassadenbegrünung.

Das liegt daran, dass diese versetzt angebracht wird, ein Laubengang die Brandausbreitung behindert, die Rettungswege frei bleiben und die Begrünung nicht vom Gehweg aus Feuer fangen kann. Außerdem ist die Fassade von der Straße aus zugänglich, sodass die Feuerwehr im Brandfall bis ans Gebäude heranfahren und löschen kann. Das Grün setze, sollte es doch einmal Feuer fangen, weniger Schadstoffe frei als andere Baustoffe wie etwa PVC.

Wie schnell die Begrünung Feuer fängt, fällt je nach Pflanze unterschiedlich aus, wie die Technische Universität München herausgefunden hat: Blauregen und Kriechspindel sind relativ sicher, da sie eher weniger gut brennen. Bei der Kriechspindel ist ein weiterer Vorteil, dass die abgestorbenen, leicht brennbaren Pflanzenteile sofort erkennbar sind und entfernt werden können.

Efeu ist nicht geeignet – zumindest nicht, wenn die Begrünung im Falle eines Brandes diesen nicht noch verschlimmern soll. Denn die immergrüne Kletterpflanze enthält besonders viel Totholz, das aufgrund seiner Trockenheit schnell und gut brennt, außerdem befeuern die enthaltenen ätherischen Öle die Flammen. Die Firma Leonhards plant derzeit die Begrünung und wählt die Pflanzen auch auf Basis des Gutachtens aus.

Die Renaissance-AG will bei neu errichteten Gebäudeteilen zukünftig immer mit begrünten Fassaden bauen – und das, obwohl sie wirtschaftlich zunächst zu Mehrkosten führen. Aber: Später lassen sich die Häuser besser vermieten, weiß Christian Baierl, und auch der Wiederverkaufswert steige.

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