Wuppertaler Organist Trauer um Sandro R. Müller

Wuppertal · Der Kirchenkreis Wuppertal trauert um Sandro R. Müller. Der Wuppertaler Organist war bis 2021 an der Thomaskirche und an der Alten Reformierten Kirche (heutige CityKirche) tätig und wurde dort nach über 40 Dienstjahren als Kirchenmusiker 2021 in den Ruhestand verabschiedet. Am 18. Januar 2024 ist der Musiker im Alter von 67 Jahren gestorben.

Sandro R. Müller.

Sandro R. Müller.

Foto: Kirchenkreis

In einer gemeinsamen Traueranzeige heißt es: „Als Kirchenkreis, Friedhofsverband, Kirchen- und Stadtkirchengemeinde danken wir Sandro Müller für die Verkündigung und das Lob Gottes mit seiner Musik über Jahrzehnte. Seine musikalische Spiritualität bewegte Geist und Herz.“

Zu seinem Abschied aus dem Dienst beschrieb Norma Lennartz, Pfarrerin an der Thomaskirche, ihn als „begabten und besessenen Organisten. Wer Sandro Müller im Gottesdienst gehört hat, konnte eine Musik erleben, die berührt, bewegt und aufwühlt."

In seinen letzten Dienstjahren hat er die Choralbegleitung und Orgelstücke meist improvisiert. „Wenn die Predigt zu Ende war, wartete die Gemeinde gespannt auf seine Orgelmeditation: Wie würde Sandro die Predigt wohl interpretieren? Es konnte geschehen, dass sich die Gemeinde bei den ersten Takten erstaunt zur Empore umschaute oder nach einer mitreißenden Improvisation spontan aufstand und applaudierte“, so Lennartz.

Musik mit stark suggestiver Kraft

Nach dem Studium der Orgel an der Folkwang-Hochschule Essen begann Sandro R. Müller seinen Dienst 1979 an der Alten Reformierten Kirche. Zu der Zeit war Peter Bukowski Pfarrer der Gemeinde Elberfeld-Ost, zu der auch die Thomaskirche gehörte. Er erinnert sich: „Schon damals war Sandro ein begabter und besessener Klavier- und Orgelspieler. Er konnte am Ende der Konfirmation eine Fugenvariation so spielen, so dass die Leute vergaßen aus der Kirche zu gehen. An anderen Tagen wieder spielte er auf eine Weise, dass die ganze Gemeinde richtig down war. Seine Musik hatte eine so starke suggestive Kraft, dass seine Gefühle sich in den Raum ergießen konnten. Das konnte wunderbar sein oder auch ganz furchtbar.“

Über viele Jahre führte Sandro R. Müller Orgelmatineen und Konzerte in der Alten Reformierten Kirche auf. Dabei war er für sein Publikum so etwas wie „die Pina Bausch der Kirchenmusik“, sagt der Pfarrer. „Manche waren begeistert und andere fanden seine Werke verstörend oder abschreckend.“ Bei seinem Orgellehrer Prof. Zacher wurde Müllers Gabe für moderne und experimentelle Musik geschult. Sandro R. Müller führte John Cages „Präpariertes Klavier“ auf und komponierte Stücke für Klavier und Staubsauger. „Den Staubsauger durfte dann Pfarrer Achim Rheinstädtler bedienen“, so Bukowski.

Trauerfeiern mit ganzer Seele begleitet

Zur Zeit der Friedensbewegung führte Sandro R. Müller seine Orgelimprovisation über den Choral „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ auf, die in „Stars and stripes“ überging, um schlussendlich wieder im Choral zu münden. „Das war ganz großes Kino“, meint Norma Lennartz. Neben seiner Tätigkeit in der Gemeinde spielte Müller täglich bei Trauerfeiern auf den Elberfelder Friedhöfen und gestaltete dort Tag für Tag „stets mit ganzer Seele und all seinem Können“ die Trauerfeiern musikalisch.

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