Syrischer Autor sucht einen Übersetzer

Wuppertal · Mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien stand Literaturwissenschaftler Bahaa Burhan plötzlich zwischen den Fronten: Seine Bücher als Plädoyer für Mitmenschlichkeit wurden zur lebensbedrohlichen Gefahr für ihn und seine Familie.

 Weil er für Mitmenschlichkeit und eine gerechte Welt eintrat, musste Bahaa Burhan mit Familie aus Syrien fliehen. Seine freiheitlichen Gedanke hat er mitgenommen und würde sie gerne auch auf Deutsch veröffentlichen.

Weil er für Mitmenschlichkeit und eine gerechte Welt eintrat, musste Bahaa Burhan mit Familie aus Syrien fliehen. Seine freiheitlichen Gedanke hat er mitgenommen und würde sie gerne auch auf Deutsch veröffentlichen.

Foto: Bube

In Wuppertal lebt er heute sicher und will nun seine philosophischen Überlegungen auch auf Deutsch verbreiten.

In dem Moment, in dem der neunjährige Sohn beginnt, die Welt zu begreifen, fallen ihm Dinge auf, die er nicht versteht. Mama, warum haben nicht alle Menschen genug zu essen? Mama, warum gibt es einige Reiche und so viele Arme? Mama, warum töten Menschen? Auf all seine Fragen, die sich um Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit drehen, kennt die Mutter keine wirkliche Erklärung und so ist der Leser gefragt, mit seinem Denken das Leben verachtende Vakuum zu erklären, in dem sich so viele mühsam bewegen müssen. Diese Essenz seines Buches "Rebellion of Fear" hat für Aufsehen gesorgt: Bahaa Burhan wurde in Talkshows eingeladen, wo seine philosophische Kritik an den Mechanismen, die die Welt lenken, im Mittelpunkt stand. Er war ein gefragter Mann. Bis 2011 der Bürgerkrieg ausbrach...

"Plötzlich stand ich als politisch neutral und religiös liberal zwischen den Fronten von Regierungstreuen und Opposition und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich verhaftet oder ermordet werde, bis meine Familie für meine Art des Denkens bestraft wird." Er flieht nach Dubai und von dort 2015 über Berlin nach Wuppertal, holt jetzt Ehefrau Nada, Tochter Reem und Sohn Khaled nach. Sie fühlen sich wohl in ihrer neuen Heimat und sind gut integriert: Reem (21) hat das Abitur in der Tasche und will Bauingenieurwesen studieren, Khaled steht vor dem Abitur und schwankt noch zwischen Medizin und Informationstechnologie, Nada (40) arbeitet ehrenamtlich beim Wuppertaler Kinderschutzbund und Bahaa (54) hat einen Job als Englischlehrer an einer Schule.

"Es muss 1996 gewesen sein, als Bundespräsident Roman Herzog bei einem Staatsbesuch in Ägypten Präsident Hosni Mubarak eine CD von Beethoven als Gastgeschenk überreichte", erläutert Bahaa Burhan sein Schlüsselerlebnis, "Es war eine kleine silberne Scheibe, deren Inhalt jedoch keine Grenzen kennt, diese Geste war für mich eine Initialzündung. Musik verbindet und macht alle Menschen gleich, eben genau das, was ich mir für unsere Welt wünsche." Danach begann er, seine Gedanken aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Denn "Freiheit verlangt, das Leben zu hinterfragen und einen Prozess anzustoßen, der Frieden über die kapitalistische Ausbeutung stellt, die letztendlich immer Ursache von großen Konflikten und Kriegen ist."

Zwischenzeitlich arbeitet er, der neben seiner Muttersprache Arabisch sehr gut Englisch und ein wenig Deutsch spricht, an seinem dritten Werk und sucht jemanden, der ihm hilft, seine Bücher ins Deutsche zu übersetzen. Ebenso einen Verlag mit Interesse daran, diese dann zu veröffentlichen.

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