Mögliche Schließung Standort Wuppertal: OB Mucke kritisiert Schaeffler scharf

Wuppertal · Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke wird der Schaeffler AG „Täuschung“ vor. Er fordert den Automobil- und Industriezulieferer auf, die mögliche Werksschließung zu überprüfen und den Standort nicht abzubauen, sondern zukunftssicher zu machen.

 Symbolbild.

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Foto: Schaeffler

„Mit großem Unverständnis, sehr großer Verärgerung und existenzieller Sorge um den Bestand des Standortes Wuppertal habe ich die Ankündigung Ihres Unternehmens zur Kenntnis genommen“, heißt es in Muckes Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Schaeffler AG. Er kritisiert darin die geplanten Umstrukturierungen und den damit verbundenen Abbau von 4.400 Arbeitsplätzen in Deutschland und Europa. Diese Unternehmensentscheidung sei ein schwerer Schlag für Wuppertal als Wirtschaftsstandort, aber insbesondere für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schaeffler AG.

Der OB: „Dabei beruhigt uns auch überhaupt nicht, dass Sie ankündigen, sozialverträgliche Lösungen zu finden. Denn wir haben mittlerweile das Vertrauen in die Verlässlichkeit Ihrer Ankündigungen und Entscheidungen verloren. Sie haben in den vergangenen Jahren erfolgte Veränderungen am Markt zum Anlass genommen, Arbeitsplätze zu Gunsten der Gewinnmaximierung abzubauen. Diesen Weg sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Wuppertal trotz für sie damit verbundener erheblicher Einschnitte – Kurzarbeit, Einbußen bei der Vergütung und den Sozialleistungen – mitgegangen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es daher verdient, dass das Unternehmen ebenfalls Verantwortung übernimmt: Eigentum verpflichtet.“

Die Belegschaft habe sich konstruktiv mit eigenen Vorschlägen in den Umstrukturierungsprozess eingebracht. „Dies alles erfolgte allerdings im Vertrauen auf Ihre Zusagen, das Unternehmen dadurch zukunftssicher aufzustellen und den Standort Wuppertal zu erhalten“, so Mucke. „Sie alle müssen sich jetzt getäuscht sehen – und die Befürchtungen derjenigen, die schon damals von einer Schließung des Werkes auf Raten gesprochen haben , scheinen jetzt bittere Realität zu werden. Diese Kritik kann ich sehr gut nachvollziehen und teile diese. Auch ich habe auf die Einhaltung Ihrer mit dem Betriebsrat geschlossenen Zukunftsvereinbarung vertraut und sehe mich nun getäuscht. Dass Sie jetzt für alle völlig unvorbereitet eine Werkschließung am Traditionsstandort Wuppertal nicht ausschließen, ist für uns inakzeptabel und kommt einem Kahlschlag gleich.“

Schaeffler habe sich immer als verantwortungsvolles Familienunternehmen in der Öffentlichkeit dargestellt: „Das, was Sie jetzt planen, widerspricht diesem Unternehmensbild. Bei uns im Bergischen Land tragen Familienunternehmen Verantwortung für die Belegschaft, den Standort und die Gesellschaft.“

Er stehe solidarisch an der Seite der rund 900 Beschäftigten in Wuppertal, deren Existenz bei einer Schließung gefährdet wäre, bekräftigt der OB. Für den Fall, dass Schaeffler bereit sei, den Standort Wuppertal langfristig zu erhalten, kündigt der Oberbürgermeister seine Unterstützung an. In diesem Fall stehe er als Ansprechpartner zur Verfügung.

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