Geschichte Als die Talsperren im Bergischen Land boomten

Wuppertal · Bereits seit seiner Gründung vor 90 Jahren betreibt der Wupperverband Talsperren im Wuppergebiet. Heute ist er für den Betrieb von 14 Talsperren und Stauanlagen verantwortlich. In den 1980er Jahren gab es einen regelrechten Boom: Im Wuppergebiet wurden die größte Brauchwasser- und die größte Trinkwassertalsperre gebaut. Der Wupperverband nimmt seinen runden Geburtstag zum Anlass, historische Ereignisse in den Fokus zu rücken.

 Idylle pur: die Wupper-Talsperre.

Idylle pur: die Wupper-Talsperre.

Foto: Wupperverband

1987 geht die Wupper-Talsperre an den Start. Sie hat ein Fassungsvermögen von 25,6 Millionen Kubikmetern und ist damit die größte Brauchwassertalsperre des Wupperverbandes. 227 Hektar umfasst die Wasserfläche. Sie liegt in den Stadtgebieten Remscheid, Radevormwald und Hückeswagen und erfüllt wichtige Aufgaben für die Wasserwirtschaft in der Region: Wenn es viel regnet oder die Wupper durch Schneeschmelze viel Wasser führt, leistet die Wupper-Talsperre im Verbund mit weiteren Talsperren an der oberen Wupper Hochwasserschutz für die unterhalb liegenden Gebiete. Davon profitiert insbesondere auch die Stadt Wuppertal.

In Trockenzeiten nutzt der Wupperverband das gespeicherte Wasser, damit die Wupper nicht trockenfällt und mindestens 3,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde am Referenzpegel in Wuppertal führt. Neben den wasserwirtschaftlichen Aufgaben ist die Talsperre heute auch für die Erholung und Freizeitgestaltung der Menschen und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen von großer Bedeutung.

Die Wupper-Talsperre wurde von 1982 bis 1987 gebaut und am 11. November 1987 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, feierlich eingeweiht. Der Bau der Talsperre kostete seinerzeit 235 Millionen DM. Das Land NRW unterstützte das Bauprojekt mit einem Zuschuss von 103 Millione DM für den Hochwasserschutz.

1988 folgte die Große Dhünn-Talsperre

Am 30. September 1988 erfolgte die offizielle Einweihung des Gesamtprojektes Große Dhünn-Talsperre inklusive der Leitungen und Aufbereitungsanlagen. Der Bau der Talsperre war bereits 1985 abgeschlossen.

Ende der 60er und 70er Jahre stieg der Wasserbedarf im Bergischen Land erheblich an. Zusätzlich wurde die Sorge durch längere aufeinanderfolgende Trockenphasen groß, langfristig nicht genügend Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Um die Versorgungssicherheit in der Zukunft zu sichern, schlossen sich 1973 die Wuppertaler Stadtwerke (WSW Energie & Wasser AG), die EWR GmbH, die Stadtwerke Solingen GmbH (SWSG) und die Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co. KG (EVL) in der Bergischen Trinkwasserverbund GmbH (BTV) zusammen. Gemeinsam mit dem Wupperverband und dem 1960 gegründeten Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper wurde das Gesamtprojekt gestemmt: Der Bau der Großen Dhünn-Talsperre hatte einen langen Vorlauf, bereits 1962 ging die Dhünn-Talsperre in Betrieb, sie ist heute eine Vorsperre der Großen Dhünn-Talsperre.

 Der Dammbau an der Wupper-Talsperre 1986.

Der Dammbau an der Wupper-Talsperre 1986.

Foto: Wupperverband

Der Wupperverband stellt das so genannte Rohwasser aus der Talsperre zur Trinkwasseraufbereitung in zwei Wasserwerken zur Verfügung. Vom Wasserwerk der BTV aus gelangt das Trinkwasser in die vier großen Städte. Der WVV leitet das Trinkwasser aus seinem Wasserwerk an die Kommunen Radevormwald, Hückeswagen, Wermelskirchen, Leichlingen, Burscheid, Odenthal weiter sowie in Teile von Solingen

Die Große Dhünn-Talsperre ist die zweitgrößte Trinkwassertalsperre Deutschlands. Sie fasst 81 Millionen Kubikmeter Wasser. Pro Jahr können bis zu 42 Millionen Kubikmeter Rohwasser zur Trinkwasseraufbereitung entnommen werden. Rund eine Million Menschen in der Region können so versorgt werden. Neben der Rohwassergewinnung ist die Talsperre außerdem für die Regulierung der Dhünn wichtig. Sie leistet Hochwasserschutz und Niedrigwasseraufhöhung der Dhünn in Trockenzeiten. Außerdem ist sie ein Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Im Umfeld der Talsperre gibt es ein ausgedehntes Netz an attraktiven Wanderwegen.

Beim Klimawandel wichtiger denn je

Mit Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung und Rohwasserbereitstellung für die Trinkwasseraufbereitung erfüllen die Talsperren wichtige Aufgaben im Wuppergebiet. „Wassermanagement mit Talsperren wird in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger und ist gleichzeitig eine größere Herausforderung als früher. Es ist wichtig, die Talsperren im Verbund zu betreiben“, so der Wupperverband. An der Großen Dhünn-Talsperre wird zudem seit vergangenem Jahr in Trockenphasen die Wasserabgabe an die Dhünn reduziert, um den Wasservorrat zu schonen. Langfristig strebt der Wupperverband eine flexiblere Betriebsführung der Großen Dhünn-Talsperre an, um künftigen Entwicklungen vorausschauend zu begegnen.

90 Jahre Wupperverband

 Die Große Dhünn-Talsperre aus der Vgelperspektive.

Die Große Dhünn-Talsperre aus der Vgelperspektive.

Foto: Peter Sondermann

Der Wupperverband wurde am 8. Januar 1930 gegründet. In diesem Jahr feiert er runden Geburtstag. Zielsetzung war und ist, die wasserwirtschaftlichen Aufgaben im 813 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der Wupper über kommunale Grenzen hinweg zu erfüllen. Für den Verband stehen als öffentlich-rechtliches Unternehmen nicht Gewinnorientierung, sondern der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser im Mittelpunkt. Der Wupperverband betreibt 14 Talsperren, elf Klärwerke, eine Schlammverbrennungsanlage und weitere Anlagen, z. B. Hochwasserrückhaltebecken und Regenbecken. Er unterhält insgesamt rund 2.000 Kilometer Flüsse und Bäche. Verbandsmitglieder sind Städte und Gemeinden, Kreise, Wasserversorgungsunternehmen, Industrie sowie Gewerbe im Wuppergebiet.

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