Engagement für sichere Fluchtwege "Seebrücke" bewegt Bürger

Wuppertal · Mahnwachen, Flashmobs, Demos und starke Bilder. Die Initiative "Seebrücke" ist nicht mehr zu übersehen. Wer steckt hinter der Bürgerbewegung, die es tatsächlich schafft, Menschen zu bewegen?

 Zahlreiche Menschen demonstrierten „Für ein solidarisches Miteinander — Gemeinsam gegen rechte Hetze!“

Zahlreiche Menschen demonstrierten „Für ein solidarisches Miteinander — Gemeinsam gegen rechte Hetze!“

Foto: Christoph Petersen

Das Café Tacheles hat eigentlich geschlossen und öffnet am Donnerstagabend für eine kleine Versammlung. Rund 15 Menschen sitzen zusammen. Sie alle engagieren sich nicht zum ersten Mal. Aber zum ersten Mal gemeinsam — so breit und parteiübergeordnet. Sie sind der Kern der "Seebrücke". Ihre Initiative bewegte im Sommer binnen einer Woche 450 Menschen zu einer Demonstration für menschenwürdige Aufnahme von Flüchtlingen. Ihre Petition, die die Stadt Wuppertal dazu aufforderte, über den bisherigen Verteilschlüssel hinaus Geflüchtete aus Seenot aufzunehmen, wurde von der Mehrheit des städtischen Hauptausschusses zwar durch einen anderen Text ersetzt, aber immerhin von 2.734 Wuppertalern unterschrieben.

Über 300 Menschen folgten dem Aufruf der Initiative und ließen sich mit klaren Statements in der Hand und Rettungsweste am Körper für die Seenotrettung fotografieren. Die "Seebrücke" steckt auch hinter der Demo vom vergangenem Wochenende, bei der trotz Regen 780 Menschen gegen Rechts durch Elberfeld zogen.

Das Bündnis, das durch seine professionellen Aktionen auffällt, ist jung und bildete sich rasant. "Aus einer unerträglichen Situation heraus", sagt eine Aktivistin. Sie spricht vom Juni 2018, als Häfen für die Schiffe der Hilfsorganisationen gesperrt wurden, als das Retten von Leben verboten war. Die Forderungen der internationalen Bewegung: Sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme geflüchteter Menschen.

Mittlerweile fahren die Rettungsboote wieder. Doch die Forderungen der Aktivistin sind noch lange nicht erfüllt: "Kein Mensch darf an den EU-Außengrenzen verrecken", sagt sie. "Bewusstsein schaffen und Empathie wecken", ergänzt ein weiterer Mitstreiter. Sie haben die Hoffnung, dass ihr Engagement "temporär" ist. Bis dahin machen sie weiter. Ende November gibt es ein großes Planungstreffen. Wofür stehen wir ein? Was sind unsere Forderungen an die Politik? Fest steht: Aktionen, im Netz und auf der Straße, wird es weiter geben. Sie sind stolz auf ihre Zahlen. Aber sie wollen alle Wuppertaler erreichen.

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