Historischer Fund Sarg-Rest beweist: Elberfeld älter als angenommen

Wuppertal · Nicht vor dem Jahr 955 — das galt bisher als Datum für die Entstehung der Siedlung Elberfeld. Die wissenschaftliche Datierung eines Baumsarges zeigt jetzt: Die Stadt hat noch mehr "auf dem Buckel".

 Archäologe Jörg Scheidt mit dem "Corpus delicti".

Archäologe Jörg Scheidt mit dem "Corpus delicti".

Foto: Rundschau

Spektakulär sieht es nicht aus, das Eichenholzstück, das schon 1954 beim Nachkriegswiederaufbau der heutigen Elberfelder City-Kirche am Kirchplatz gefunden wurde. Und doch ist seine Bedeutung für Archäologen groß: Mit modernen wissenschaftlichen Methoden ist es möglich, das Alter eines ausreichend großen Holzfragmentes bis auf 10 und weniger Jahre genau zu bestimmen. Der Bergischen Geschichtsverein hat die entsprechende Untersuchung bezahlt.

Ergebnis: Der Sarg stammt von 931 — plus, minus 10 Jahre. "Mit einer erhöhten Tendenz für ein Datum zwischen 921 bis 931", so Archäologe Jörg Scheidt, der sich mit der Vergangenheit der Besiedlung im heutigen Wuppertal und dessen Umfeld beschäftigt.

Zu dem frühmittelalterlichen Zeitpunkt, als ein Mensch im jetzt untersuchten Baumsarg bestattet wurde, muss, so Scheidt bei der Vorstellung seiner Untersuchungsergebnisse im Historischen Zentrum, die Siedlung in Elberfeld schon relativ weit entwickelt gewesen sein — mit nicht gerade kleiner Steinkirche, Herrenhof und einigen Hofstellen. Die Vorgängerin der heutigen City-Kirche dürfte Platz für etwa 100 Menschen geboten haben, so Scheidt.

Und: Weil der gefundene Sarg in der Mitte des Gräberfeldes lag, spricht einiges dafür, dass der gesamte Kirchfriedhof — und damit das Elberfelder Besiedlungsdatum — zeitlich noch ein Stück weiter zurückliegen.
Klar ist: Baumsärge, für die ein Baum gefällt, halbiert und ausgehöhlt wurde, waren höher gestellten Personen vorbehalten. "Einfache" Leute wurden nur in Leichentücher gehüllt begraben. Der gesamte Friedhof vor der City-Kirche (seine Gräber liegen noch heute unter dem Kirchplatz) "gehörte" Bessergestellten. Der "Normalfriedhof" muss weiter entfernt gewesen sein — eventuell im Bereich des heutigen Neumarktes.

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