Flüchtlinge im Mittelmeer Rekowski verteidigt Seenotretter

Wuppertal / Malta · Der ehemalige Wuppertaler Superintendent Manfred Rekowski, inzwischen Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, hat scharfe Kritik an den Vorwürfen gegenüber privaten Seenotrettern im Mittelmeer geübt.

 Präses Manfred Rekowski

Präses Manfred Rekowski

Foto: Ev. Kirche

"Diese Helferinnen und Helfer retten Menschenleben, die in Seenot sind. Der Vorwurf, sie arbeiteten den Schleppern in die Hände, kriminalisiert sie und ihren wertvollen Dienst", sagte Rekowski in seiner Funktion als Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration nach einem Treffen mit Crew-Mitgliedern des Seenotretters "Sea Watch" auf Malta.

Der Vorwurf der Beihilfe zur Schlepperei sei auch deshalb absurd, weil geltendes internationales Seerecht eingehalten werde und alle Einsätze von der zuständigen staatlichen Rettungsleitstelle koordiniert seien. Rekowski: "Die Pflicht zur Seenotrettung ist eine unbedingte Verpflichtung, unabhängig davon, ob die Notlage von den zu rettenden Personen selbst herbeigeführt wurde oder sie ohne ihr Zutun hineingeraten sind."

Bis vor kurzem seien die zivilen Seenotrettungsorganisationen noch für ihren humanitären Einsatz öffentlich gewürdigt worden. Dass das Wertegefüge in der EU nun derart ins Wanken gekommen ist, beschäftige die Helferinnen und Helfer, die ehrenamtlich auf Schiffen wie der Sea Watch arbeiten. "Die Seenotretterinnen und Retter sind nicht die Ursache der Flucht über das Mittelmeer, sondern die Reaktion auf eine Entwicklung, die auch Ergebnis einer falschen Flüchtlingspolitik ist", sagte der Präses. Auch wenn sich die politische Stimmung gewandelt habe, halte die EKD den Einsatz für Menschenleben weiterhin und unverändert für geboten. "Niemand soll ertrinken müssen", so Rekowski.

Mittlerweile verliert nach Angaben der Organisation "Sea Watch" jeder Siebte, der die Überfahrt nach Europa wagt, sein Leben — weit mehr als in den Vorjahren. Im Juni 2018, seit keine Seenotschiffe mehr von Malta auslaufen dürfen, sind 629 Flüchtlinge nachgewiesen ertrunken, so viele wie in den Vormonaten im Jahr 2018 insgesamt (663). Im Juli 2018 ertranken bereits mindestens 233. 2018 starben also bereits mehr als 1.400 Menschen. Die Dunkelziffer liegt weit höher.

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