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Zoo-Direktor Arne Lawrenz über den großen Umbruch: „Regelwerke verändern den Zoo“

Zoo-Direktor Arne Lawrenz über den großen Umbruch : „Regelwerke verändern den Zoo“

"Haben Sie hier drin Vögel?", frage ich die Mitarbeiterin, die mir gerade einen Tee gekocht hat und der ich nun an ihrem Schreibtisch gegenüber sitze. Es könnte auch irgendein Büro eines kleinen mittelständischen Unternehmens sein.

Urlaubspläne, jede Menge Ordner, Kaffeetassen, irgendwie gemütlich. "Ach, es zwitschert? Das ist das Rotkehlchen", sagt die nette Frau. "Das Kerlchen kommt uns immer mal wieder hier drin besuchen." Dann kommt ihr Chef, Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz, um die Ecke.

Herr Dr. Lawrenz, wie war Ihr Jahr?
Das war ein sehr gutes Jahr für unsere Tiere. Die neue Miluanlage ist so schön geworden, die Hirscheberanlage und die ehemalige Innen- und Außenanlage der Brillenlanguren sind neu gestaltet worden und viele Dinge mehr. Das Besondere war, dass wir viele kleine Arbeiten in Eigenregie gemacht haben. Die Kuratoren, die Pfleger, die Gärtner, alle haben als enges Team super funktioniert. Das hat Spaß gemacht und viel Geld gespart. Gleichermaßen war 2017 auch schwierig, es haben sich viele Rahmenbedingungen geändert, und das macht uns manches schwer.

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Welche Rahmenbedingungen?
Es gibt EU-Richtlinien und das Tierschutzgesetz, auf deren Umsetzung vermehrt geachtet wird. Deshalb mussten wir zum Beispiel zahlreiche Entenarten aufgeben. Der Schwimmteich ist nun fast leer. Das Säugetier-Gutachten, früher eher als Empfehlung verstanden, wird immer öfters als Standardwerk herangezogen. Es gibt zollstockmäßig Größen von Anlagen vor. Manches finden wir gut und handlungsweisend, manches macht gar keinen Sinn. Solche Regelwerke verändern den Zoo.

Der Zoo ist im Umbruch, das sehen auch die Besucher bei ihrem Spaziergang durch den Park.
Die Besucher sehen natürlich manchmal leere Wiesen und das teilen sie uns auch mit. Anfang des Jahres hat mich das belastet. Aber dann haben fünf Studentinnen in zehn Wochen eine Umfrage mit knapp 500 Besuchern durchgeführt. Das Ergebnis, 70 Prozent sagen tatsächlich: Weniger Tiere für mehr Tierschutz finden wir gut. Aber natürlich müssen wir immer die Waage halten. Der Zoo muss ein Ort des Erlebens bleiben.

2016 war das Jahr, in dem Tuffi geboren wurde und die Besucherströme zunahmen. Wie sehen die Zahlen für dieses Jahr aus?
Die Besucherzahlen sind um rund 10 Prozent zurückgegangen und somit auf dem Stand von 2015. Ein Grund könnte das schlechte Wetter im Sommer an den Wochenenden sein. Auch die Bahnsperrung hat uns acht Wochen vom Rest der Welt abgeschnitten. Aber wir nehmen die Zahlen sehr ernst, denn mit der Schneeleoparden-Anlage habe wir auch ein neues Highlight eröffnet, das wir eigentlich auch gut beworben haben.

Apropos Highlight, das nächste wird wohl die neue große Papageienanlage Aralandia sein. Das Gelände ist bereits umgegraben. Wie ist da der Stand der Dinge?
Aralandia wollen wir 2019 eröffnen. Nächstes Jahr wird vor allem durch Planungen geprägt sein. Nach Aralandia steht die Realisierung von Pulau Buton an. Das wird eine Asienwelt, in der Gibbons, Kurzkrallenotter und Hirscheber wunderschön gemeinsam leben werden.

Der Zoo steht seit einigen Jahren unter dem Label "Der Grüne Zoo Wuppertal". Das umfasst doch längst mehr als grüne Wiesen und große Gehege, oder?
Immer, wenn etwas neu gemacht werden muss, denken wir grün. Zum Beispiel mit Photovoltaik-Anlagen in der Energiefrage. Aber ein Zoo steht immer auch vor einem ökologischen Dilemma. Besucher lieben Pinguine, aber die Anlage ist natürlich eine Riesen-Tiefkühltruhe. Und auch das Futter liegt in großen Kühlhallen, während das Elefantenhaus immer beheizt ist. Wir werden also nie CO2-neutral sein. Wir versuchen dennoch, so viel Energie wie möglich zu sparen.

Jeder Wuppertaler hat hier im Zoo sein Lieblingstier. Welches ist Ihres?
Ich bin tatsächlich gerne im Aquarium. Wenn ich sehe, wie die Korallen und Anemonen sich im Wasser sanft bewegen und aus ihnen ein kleiner Fisch hervorkommt, gefällt mir das unheimlich gut. Außerdem mag ich solche Anlagen, die es schaffen, eine eigene Welt darzustellen. Und — das muss ich zugeben: Ich bin ein Elefanten und Katzen-Freak.