Interview: Kämmerer Johannes Slawig zur Personalsituation bei der Stadt Im Rathaus sind noch Stellen frei

Wuppertal · Die Sanierung des städtischen Haushalts ist immer noch ein Ritt auf der Rasierklinge. Zinsentwicklung, Tarifabschlüsse, Steuerausfälle, Flüchtlingskosten — viele Unwägbarkeiten gefährden den Haushaltsausgleich, der zu einem wesentlichen Teil durch Reduzierung der Personalkosten erreicht werden soll.

 Die Stadt hat schon so viele Stellen eingespart, dass jetzt wieder extern eingestellt wird. Kämmerer Slawig: Außerdem bilden wir doppelt so viel aus wie zuvor.

Die Stadt hat schon so viele Stellen eingespart, dass jetzt wieder extern eingestellt wird. Kämmerer Slawig: Außerdem bilden wir doppelt so viel aus wie zuvor.

Foto: Sebastian Jarych

Doch auch dort knirscht es. Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder sprach mit Kämmerer Johannes Slawig über die Personalkonzeption der Stadt.

Rundschau: Die Stadt Köln such händeringend neue Mitarbeiter. Gleich 1.000 Stellen sollen neu besetzt werden. Auf Wuppertal bezogen müssten auch hier 350 Kräfte fehlen. Ist das so?

Slawig: Nein, allerdings kennen wir die Problematik, die auch durch den demografischen Wandel begründet ist. Die jüngste Erhebung in Wuppertal stammt vom Sommer letzten Jahres, da waren 150 Stellen unbesetzt, 100 mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.

Rundschau: Das bedeutet, dass Sie im Prinzip zu viele Stellen einsparen?

Slawig: Das geschieht ja alles unter den Rahmenbedingungen, die uns der Haushaltssanierungsplan auferlegt, mit dem im nächsten Jahr der Haushaltsausgleich erreicht wird. Wir haben 2010 angefangen bis 2021 insgesamt 490 Vollzeitstellen abzubauen. Jetzt, zur Halbzeit, sind bereits zwei Drittel davon eingespart.

Rundschau: Aber das letzte Drittel ist das, wo es wirklich "ans Eingemacht" geht?

Slawig: Genau, wir haben vieles durch Aufgabenkritik, flachere Hierarchien, den Einsatz digitaler Technik erreichen können. Aber jetzt stoßen wir an Grenzen.

Rundschau: So dass der Personalabbau den Bürger in den nächsten Jahren spürbarer treffen wird?

Slawig: Davon ist auszugehen. Die Schließung von Einrichtungen — bei den Bädern haben wir das schon erlebt — ist ebenso wenig tabu, wie längere Wartezeiten bei der Bearbeitung oder Einschränkungen bei Serviceleistungen.

Rundschau: Kündigungen waren in diesem Prozess nie erlaubt, sie sind auch nicht erforderlich, weil auch so genügend Mitarbeiter ausscheiden?

Slawig: Ja, zwischen 2012 und 2021 gingen oder gehen allein fast 900 Mitarbeiter in Ruhestand, Hunderte haben uns aus anderen Gründen verlassen ...

Rundschau: ... in Städte wie Düsseldorf, wo bessere Konditionen geboten werden?

Slawig: Das kam vor, manche sind in Landeseinrichtungen gewechselt, der ein oder andere ist aber auch schon wieder zurückgekommen.

Rundschau: Dahinter verbirgt sich aber auch ein gewaltiger Aderlass an Wissen und Kompetenz, der durch die sechsmonatige Wiederbesetzungssperren ja verschärft wird, weil die Nachfolger wieder bei Null anfangen?

Slawig: Das ist in der Tat ein Problem, wir haben das aber gelockert, es gibt durchaus wieder Einarbeitungsphasen. Zudem stellen wir vermehrt auch wieder extern Mitarbeiter ein. Darüber hinaus bilden wir doppelt so viel aus wie früher und übernehmen auch die meisten dieser Kräfte, weil wir sie brauchen.

Rundschau: Doch der Personalbereich bleibt bei allen konzeptionellen Überlegungen schwierig zu berechnen. Das gilt zum Beispiel für die Flüchtlingskosten, speziell für deren weitere Integration in den nächsten Jahren.

Slawig: Ja, und deswegen ist es zwingend, dass Bund und Land diese gesamtgesellschaftliche Leistungen bezahlen. Die Stimmung würde umschlagen, wenn wir den Bürgern ansonsten massive Leistungseinschränkungen oder Grundsteuererhöhungen zumuten müssten.

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